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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns<br />

Die ges<strong>und</strong>heitssoziologische Erklärung <strong>der</strong> Beziehung Religion - Ges<strong>und</strong>heit<br />

Wie oben ersichtlich, hat eine Reihe von Studien bereits die Beziehung zwischen<br />

Religion <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit bestätigt. 182 Die ForscherInnen wollten aber nicht bei dem<br />

bloßen Beweis des Zusammenhangs stehen bleiben, son<strong>der</strong>n versuchten, durch die<br />

Festlegung einer Gr<strong>und</strong>beziehung diese auch zu bewerten. Es handelt sich dabei um ein<br />

zusammengesetztes Phänomen, <strong>den</strong>n die Bedeutung von Religiosität ist komplex.<br />

Idler gab folgende Mechanismen an, die dem besseren Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>der</strong><br />

praktizieren<strong>den</strong> Gläubigen maßgebend zuträglich sein können: 183 Einerseits kann die<br />

Religionsausübung ges<strong>und</strong>e Lebensweise för<strong>der</strong>nde Verhaltensmuster vorschlagen.<br />

An<strong>der</strong>erseits garantiert die Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe soziale<br />

Unterstützung, die kognitiv <strong>und</strong> emotionell sein kann, je<strong>den</strong>falls aber in vielen Fällen<br />

Hilfe bei konkreten Problemen bietet. Religionsgemeinschaften bringen nämlich ähnlich<br />

<strong>den</strong>kende Menschen zusammen, die so erhöhtes Interesse aneinan<strong>der</strong> zeigen. So kommt<br />

es, dass die ForscherInnen nicht nur die quantitativen, son<strong>der</strong>n auch die qualitativen<br />

Indikatoren <strong>der</strong> sozialen Unterstützung begünstigend gef<strong>und</strong>en haben: die Netzwerke<br />

<strong>der</strong> praktizieren<strong>den</strong> Gläubigen sind nicht nur weitreichen<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch qualitativ<br />

günstiger <strong>und</strong> durch Zuhören, Kontaktsymmetrie <strong>und</strong> Gegenseitigkeit charakterisiert. 184<br />

Religion bedeutet <strong>der</strong> Person, die sie annimmt, ein Glaubens- <strong>und</strong> Wertesystem,<br />

welches dem Leben Richtung <strong>und</strong> Sinn gibt <strong>und</strong> hilft, Lebensereignisse zu akzeptieren.<br />

Berger 185 hält es <strong>für</strong> wichtig anzumerken, dass es nicht darum geht, dass <strong>der</strong> religiöse<br />

Glaube an sich glücklich macht, son<strong>der</strong>n darum, dass er Sinn stiftet. Dies ist eine<br />

Denkstruktur, die unsere Umweltauffassung, unsere Vorstellung vom Sinn des Lebens<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gerechtigkeit nach dem Tod prägt.<br />

Die Religionsausübung hat eine wichtige Copingfunktion. Es ist kein Zufall, dass die<br />

Fragebögen zur Stressbewältigung ‚Gebet‘ als Antwortmöglichkeit beinhalten. Es kann<br />

laut Analysen in einem bestimmten Fall die Lösung eines passiven Problems sein, das<br />

182<br />

Vgl. KLEIN / BERTH / BARCK, Die Relevanz, Religiosität <strong>und</strong> Spiritualität vor <strong>der</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsforschung. Die Autoren betonen hier, dass diese Beziehung eher negativ als positiv ist, 11.<br />

183<br />

Vgl. IDLER, Religious Involvement and the Health of the El<strong>der</strong>ly. Some Hypotheses and an Initial<br />

Test, 226-238.<br />

184<br />

Vgl. MUSICK, Social Support and Well-Being among the El<strong>der</strong>ly. The Nature and Effect of Reciprocal<br />

Exchanges.<br />

185<br />

Vgl. BERGER, The Sacred Canopy. Elements of a Sociological Theory of Religion.<br />

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