Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

Einleitung
Ein anderer Aspekt des Ausbleibens interner Strukturänderungen ist, dass die
Akzeptanz der Kategorialseelsorge als eine Form der Seelsorge innerhalb der
ungarischen Kirche fehlt. Der Hauptgrund für die mangelnde Akzeptanz ist, dass die
Kategorialseelsorge in den meisten Fällen den interdisziplinären Charakter der
Theologie Ernst nimmt. Viele Seelsorger scheinen aber Angst davor zu haben, dass sich
ein engerer Kontakt zwischen den profanen Wissenschaften und der Religion als
schädlich für die Autonomie 10 der Menschen und Gruppen bezichungweise für
Wissenschaft und Theologie erweisen könnte. Auf bestimmten Gebieten ist ein
Zusammendenken aber unumgänglich.
Die Pastoraltheologie hätte die Aufgabe, die entsprechende Methodik der modernen
Aufgaben der Pastoral auszuarbeiten, erhielt weder innerhalb der Kirche noch bei der
theologischen Ausbildung von Seelsorgern die richtige Bedeutung und
Aufmerksamkeit. Bucher meint: „Pastoral ist auch nicht mehr nur ein kircheninternes
Geschehen zwischen Klerikern und LaiInnen, sondern die kirchenkonstitutive Aufgabe
aller in der Kirche an und für die Welt.“ 11 Ein Raumgewinn der Kategorialseelsorge
wäre auch deshalb von großer Bedeutung, weil jenseits der Behandlung moderner,
methodologischer Fragen und der Analyse der Gegenwart die Skizzierung eines
Leitbildes als Teil dieser Disziplin von großer Bedeutung ist. Die Diözesen hätten dies
dringend nötig. Die ungarische Pastoraltheologie 12 betrachtet alle sonstigen
wissenschaftlichen Annäherungen – vielleicht gerade aufgrund ihrer Geschichte – als
Fremdelemente, obwohl ihre Aufgabe nicht nur in der Beschreibung der Gegenwart
über historische, soziologische und theologische Zugänge besteht. Obwohl Gaudium et
Spes bemüht ist, bezüglich des ökonomischen Umfeldes umfassende Prinzipien zu
formulieren, ist die Methodik der Volkswirtschaft noch kein Element der theologischen
Wissenschaft, in unserem Fall der Pastoraltheologie. Die Messlatte der kirchlichen
Leistungen ist seit langem ausschließlich die Barmherzigkeit. 13
Der Kontakt der Kirche und der Welt zueinander war in den letzten Jahrhunderten
genauso wie heute ein ständiges Problem. Die Welt akzeptiert die Annäherung der
Kirche nicht immer, denn sie lebt nach anderen Wertesystemen – und selbst
10
GS 32.
11
BUCHER, Theologie im Risiko der Gegenwart, 205.
12
ZULEHNER / MÁTÉ-TÓTH, Unterwegs zur Pastoraltheologie in den postkommunistischen Ländern
Europas, 3.
13
POCK, Die Pfarkanzlei als Ort der Seelsorge?!, 533.
14