Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns
Gesellschaftsbiologische, ethnologische und anthropologische Theorien heben hervor,
dass Unterstützung sich darin manifestiert, dass wir geliebt und akzeptiert werden, dass
man sich um uns kümmert und mit Informationen versorgt, je nachdem, was wir gerade
brauchen. Soziale Bindungen in der Kindheit wirken sich auch auf das
Erwachsenenleben aus. Bowlby 152 hält sie für die Aneignung sozialer Funktionen, wie
anderen helfen oder für Toleranz und Solidarität, die eng mit der Entwicklung der
empathischen Fähigkeiten zu tun haben, wichtig. Die soziale Bindung trägt also zur
Entwicklung der Konfliktlösungs- bzw. Stressbewältigungsfähigkeit bei. Abgesehen
davon lindert sie die Wahrscheinlichkeit der Entstehung psychopathologischer
Phänomene. Selbstverständlich können gesellschaftsbiologische Ergebnisse nicht eins-
zu-eins auf zivilisierte Gesellschaften übertragen werden: In menschlichen
Gemeinschaften werden Unterstützungsneigung und Altruismus nicht immer von der
Möglichkeit des Gegenzugs, sondern auch von dem Bedürfnis gelenkt, zu einer Gruppe
zu gehören. Altruistisches Verhalten und unterstützendes Handeln integrieren die
Individuen und zeigen gerade diese Gruppenzusammengehörigkeit. 153
Konzepte der sozialen Unterstützung (Das negative Erlebnis)
In den letzten Jahrzehnten gewann die Vorstellung, nach der nicht nur der Mangel an
sozialer Unterstützung sich schädlich auf den Gesundheitszustand auswirken kann,
sondern auch die soziale Unterstützung selbst, indem sie einen sog. „Boomerangeffekt“
auslöst, immer mehr an Bedeutung. In so einem Fall können helfende soziale Kontakte
Stress im Individuum auslösen. 154
Die Bedeutung der früheren theoretischen Annäherungen liegt darin, dass sie dem
Konzeptionsrahmen der sozialen Unterstützung eine Grundlage gegeben haben. Cobb
ist der Ansicht, dass der Sinn der sozialen Unterstützung in der Information liegt, die
dem Individuum garantiert, einer Gemeinschaft anzugehören, der es vertrauen kann. 155
Kaplan, Cassel und Gore hoben den Zustandscharakter der sozialen Unterstützung
hervor. Soziale Unterstützung ist demnach das Maß der individuellen Erreichbarkeit
152
Vgl. zur Theorie Bowlbys: http://www.kotodes.hu/kotodesrol [abgerufen am 13.11.2011].
153
Vgl. KAUFMANN / BEEHR, Occupational Stressors, Individual Strees and Social support, 9-12.
154
Vgl. PIKÓ, Egészségszociológia, 102.
155
Vgl. COBB, Social Support as a Moderator of Life Stress, 300-315.
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