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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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Religion <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns<br />

Bei einem Familienvater haben ÄrztInnen eine schwere Krankheit entdeckt <strong>und</strong> seiner<br />

Familie mitgeteilt, dass er nur noch einige Monate zu Leben hätte. Sie begannen zu<br />

fasten <strong>und</strong> zu beten <strong>und</strong> baten sogar ihre Gemeinde, <strong>für</strong> sie zu beten. Der Mann glaubte<br />

daran, dass er geheilt werde, wenn er sich <strong>der</strong> nächsten Pilgerfahrt anschließen würde.<br />

Tatsächlich lebte er noch Jahre nach <strong>der</strong> Entdeckung seiner Krankheit. Dies schrieb er<br />

eindeutig seinem Glauben zu.<br />

Die Verbindung zwischen Religion <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit ist heutzutage ein wichtiger Bereich<br />

<strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitssoziologischen Literatur. 176 Beson<strong>der</strong>s amerikanische EpidemiologInnen<br />

<strong>und</strong> SoziologInnen beschäftigen sich mit dem empirischen Nachweis des<br />

Zusammenhangs. Während die Epidemiologische Forschung ihren Platz in <strong>der</strong> Reihe<br />

wissenschaftlicher Forschung erst ab <strong>den</strong> 1970ern gef<strong>und</strong>en hatte, wies <strong>der</strong> berühmte<br />

Arzt William Osler bereits in <strong>den</strong> ersten Jahrzehnten des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts auf die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Religionsausübung von Kranken in klinischer Behandlung hin. 177<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner Erfahrungen riet er seinen ÄrztekollegInnen, ihre Kranken<br />

aufzufor<strong>der</strong>n, ihren Glauben zu praktizieren. Er war von <strong>der</strong> positiven Rolle <strong>der</strong><br />

Religion überzeugt, <strong>und</strong> obwohl ihm damals keine wissenschaftlichen Metho<strong>den</strong> zur<br />

Verfügung stan<strong>den</strong>, um diesen Zusammenhang zu beweisen, zweifelte er nie an dessen<br />

Wirkung. Es ist aber auch heute nicht leicht, diesen Zusammenhang zu erfassen. Wie<br />

Osler treffend formuliert: „Religion ist wie Ether, nicht zu erfassen <strong>und</strong> wird nur<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Wirkung zur Realität." 178 Die Schwierigkeiten <strong>der</strong><br />

sozialepidemiologischen Analyse <strong>der</strong> Beziehung zwischen Religion <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

hängen stark mit <strong>den</strong> Ten<strong>den</strong>zen <strong>der</strong> Religionssoziologie zusammen, die vor allem auf<br />

die Definition <strong>der</strong> Religion, die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Funktion <strong>und</strong> Rolle <strong>der</strong> Religion, sowie<br />

die Stellung <strong>der</strong> Religion <strong>und</strong> Kirche in <strong>der</strong> Gesellschaft ausgerichtet sind. Die<br />

unumgängliche Frage, welche Bedeutung Religion als ein relevantes Subsystem <strong>der</strong><br />

Gesellschaft heutzutage hat, taucht immer wie<strong>der</strong> auf. Nur mit <strong>der</strong> Beantwortung dieser<br />

Frage kommen wir zur nächsten: Welche Rolle kann die Religion als ein<br />

176 Vgl. LEVIN / PUCHALSKI, Religion and Spirituality in Medicine. Research and Education, 792-793.<br />

177 Vgl. OSLER,The Faith that Heals, 1470.<br />

178 Ebda.<br />

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