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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns<br />

des/r Helfers/in im Prozess <strong>der</strong> sozialen Unterstützung nicht nebensächlich ist, <strong>den</strong>n sie<br />

wirkt sich auf die Konfliktlösung <strong>der</strong> Unterstützung (Coping) <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Effizienz aus.<br />

Cantor hat 1979 anhand empirischer Forschungen festgestellt, dass <strong>der</strong> Hilferuf anhand<br />

einer hierarchischen Reihenfolge passiert: Zuerst wird aus einem inneren Kreis gewählt,<br />

d.h. man erbittet o<strong>der</strong> erwartet Hilfe von <strong>den</strong>en, die einem an nächsten stehen (Eltern,<br />

Familienmitglie<strong>der</strong>). Dann wendet man sich an Fre<strong>und</strong>Innen, Verwandte <strong>und</strong><br />

KollegInnen. Wenn schließlich informelle Kontaktnetze nicht funktionieren, wer<strong>den</strong><br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> formellen Hilfeleistung gesucht, die dann <strong>den</strong> Mangel familiärer o<strong>der</strong><br />

fre<strong>und</strong>schaftlicher Unterstützung kompensieren müssen. Anstelle des hierarchisch-<br />

kompensatorischen Modells stellen Litwak <strong>und</strong> Messeri<br />

148 (1989) das sog.<br />

Problemspezifische Modell in <strong>den</strong> Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Nach diesem Modell ist <strong>der</strong> Charakter<br />

<strong>der</strong> erbetenen/erwarteten Hilfe von <strong>der</strong> Person des/r Helfers/in bestimmt, d.h. jedes<br />

Kontaktnetzwerk hat jeweils an<strong>der</strong>e Funktionen. Während eine notwendige Information<br />

aus einem weiteren Kreis eingeholt wer<strong>den</strong> kann, können emotionale Bestätigung <strong>und</strong><br />

Unterstützung am effizientesten aus dem engsten Kreis gewonnen wer<strong>den</strong>.<br />

Aus <strong>der</strong> Theorie des sozialen Vergleichs sind die Gleichheitstheorie <strong>und</strong> die<br />

Substitutionstheorie entstan<strong>den</strong>. Im Sinne <strong>der</strong> letzteren sind die als Resultat<br />

sozialbiologischer Erfahrungen bekannten Reziprozitätsgesetze auch <strong>für</strong> soziale<br />

Kontakte gültig. Gleichzeitig betont sie auch, dass soziale Beziehungen nicht unbedingt<br />

„gewinnbringend“ sind <strong>und</strong> selbst gutgemeinte Unterstützungen „Nettoverluste“ zur<br />

Folge haben können. 149 Eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung ist, dass es zwischen <strong>der</strong> Form <strong>der</strong><br />

Unterstützung <strong>und</strong> unseren Bedürfnissen eine Entsprechung geben muss, d.h. wir sollten<br />

das bekommen, was wir wirklich brauchen. 150 Diese Entsprechung erstreckt sich auch<br />

auf an<strong>der</strong>e Dinge, <strong>den</strong>n das Gleichberechtigungsprinzip beruht auf Gegenseitigkeit. Wir<br />

sind in unseren sozialen Kontakten bemüht, Gleichheit zu schaffen, in ungleichen<br />

Beziehungen fühlen wir uns unwohl <strong>und</strong> erleben eine Dissonanz, wenn wir die Hilfe<br />

nicht erwi<strong>der</strong>n können. So sind wir viel eher bereit, Hilfe von Personen anzunehmen,<br />

<strong>den</strong>en wir irgendwann auch helfen könnten. 151 Viele akzeptieren die Hilfe an<strong>der</strong>er nicht,<br />

weil sie das Gefühl haben, zu begleichende „Schul<strong>den</strong>“ anzuhäufen.<br />

148 Vgl. ebda.<br />

149 Vgl. FRANKS / CAMPBELL / SHIELDS, Social Relationships and Health, 779-788.<br />

150 Vgl. THOITS, Stress, Coping and Social Support Processes, 53-79.<br />

151 Vgl. HATFIELD / SPECHER, Equity Theory and Recipient Reactions to Aid.<br />

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