Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

V. Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der NFS in Ungarn /
Möglichkeiten der Gestaltung der NFS in Ungarn
„Gnadenzustand“. Die momentane Situation entspricht den Verhältnissen mehrerer
Jahrhunderte. 514 Dadurch ist es möglich, dass einige in Ungarn von einem
Priestermangel sprechen, während andere behaupten, dass dies nicht so sei.
Das praktische Problem wird von dem Umstand verursacht, dass in Ungarn zur Zeit das
„ein Dorf – eine Pfarre mit eigenem Pfarrer – Modell“ tatsächlich verbreitet ist und
aufgrund der schwindenden Priesterzahlen in einer Dauerkrise steckt. Deren Gewicht
bekommt jede Diözese zu spüren, dennoch sind Zukunftsbilder und Pastoralpläne
sämtlicher Diözesen auf die „ein Dorf – ein Pfarrer“ -Struktur ausgerichtet. 515 Es ist also
klar, dass das Problem durch den Priestermangel und die zu erwartende weitere
Verschärfung der Situation verursacht wird. Hier handelt es sich nicht um kurze
Übergangslösungen, sondern um das Vorhandensein eines Übergangs, und dies ist
praktisch und theologisch eine unbefriedigende Lösung. Falls ein Pfarrer mit der
Betrauung zu vieler Pfarren belastet ist, wird seine Präsenz immer nomineller. Dies
resultiert gleichzeitig in der unmäßigen personellen Überlastung des Priestertums, was
den Beruf des Priesters weniger attraktiv macht und die Forderung der Erfüllung
konkreter Pfarraufgaben ausschließt, denn ein einziger Pfarrer kann sie generell
unmöglich erfüllen. 516 Dies hat demoralisierende Wirkungen und löst unter den
Priestern eine Identitätskrise aus. 517
2.1.2. Die Identitätskrise 518
Die Bedeutung dieses Problemkreises wird dann besser verständlich, wenn wir die
gegenwärtige Praxis beleuchten, dass in den Pfarren alle Arten der Seelsorge von
lokalen SeelsorgerInnen verrichten werden müssen. Die Frage der Identitätskrise ist
eine interessante und heikle, gleichzeitig ist sie aus der Sicht des vorliegenden Themas
von grundlegender Bedeutung.
514
Aufgrund der Minderung der Zahl der Priester wird dieses System bereits in Stufen geteilt. Vgl.
KAMARÁS, ebd.
515
Vgl. ERDŐ Paphiány, in: http://www.tavlatok.hu/5609papi-e-jo.htmgl.
516
Vgl. ERDŐ, Paphiány, in: http://www.tavlatok.hu/5609papi-e-jo.htmgl.
517
Die Positionierung der Kirche innerhalb der Gesamtkirche bedeutet einen kontinuierlichen Druck. Vgl.
ZULEHNER, ebd.
518
In der Beurteilung der Rolle der Kirche und ihrer eigenen Rolle ist das Priestertum unsicher. Vgl.
HALÁSZ / KAMARÁS, Beszélgetés Halász Piusszal papi hivatásokról, 62.
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