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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong> Notfallseelsorge<br />

Verunreinigung des Flusses Marcal aufgehalten wer<strong>den</strong> könnte bzw., dass das Militär<br />

<strong>und</strong> sonstige Schutzorgane alles, was geschehen war, in Ordnung bringen sollten. Bei<br />

diesen Sitzungen waren die Kirchenvertreter we<strong>der</strong> als verhandelnde, noch als Hilfe<br />

leistende Partei präsent. Vater Miklós <strong>und</strong> ich wur<strong>den</strong> zwar bei <strong>der</strong> Sitzung zugelassen,<br />

galten aber trotzdem nicht als kompetente Kirchenpersonen.<br />

Um elf Uhr vormittags kam eine Falschmeldung über einen zweiten Dammbruch. Leute<br />

in Kolontár <strong>und</strong> Devecser flüchteten blind auf höher gelegene Stellen. Leute auf <strong>der</strong><br />

Gemeinde in Kolontár – PolitikerInnen <strong>und</strong> Zivile – rannten auf <strong>den</strong> Kirchenhügel. Es<br />

war seltsam zu sehen, wie Leute um ihr Leben gerannt sind. Auch ich habe mich beeilt,<br />

aber ich habe darauf geachtet, dass ich meine Tasse Kaffee nicht auf meine Kleidung<br />

schüttete. Es war lehrreich, die MitarbeitenInnen <strong>der</strong> Gemein<strong>den</strong> aus an<strong>der</strong>en Orten zu<br />

beobachten, die sich bisher als Fremde verhalten hatten. Die Flucht war aber <strong>den</strong>noch<br />

ein Erlebnis, weil sie eine Art Schicksalsgemeinschaft mit <strong>den</strong> Ortsansässigen<br />

bedeutete.<br />

Am Nachmittag waren einige Leute bemüht, Wertgegenstände aus <strong>den</strong> Häusern zu<br />

räumen. Viele Menschen, Soldaten, Katastrophenschutzleute, Zivile stan<strong>den</strong> da <strong>und</strong><br />

schauten zu, wie einige Menschen Dinge durch <strong>den</strong> Schlamm geschleppt haben.<br />

Selbstverständlich habe ich mich ihnen angeschlossen <strong>und</strong> es kamen einige vom<br />

Zivilschutz dazu. Ich habe gedacht, auch an<strong>der</strong>e wür<strong>den</strong> sich anschließen, <strong>den</strong>n sie<br />

kamen, um zu helfen. Dies war aber nicht so. H<strong>und</strong>erte schauten zu, wie einige Dutzend<br />

sich geplagt haben. Damals kam mir das Gefühl, dass wir Helfer Schlitzohren waren.<br />

Am gleichen Tag sahen wir eine alte Dame Wasser in das Haus tragen – damals haben<br />

wir gedacht, dass die EinwohnenInnen aufräumen wür<strong>den</strong>, um dann zu Hause einziehen<br />

zu können. Niemand half beim Wassertragen. Da man uns gebeten hatte, mit <strong>den</strong><br />

Masken über die Medien keine Panik zu verursachen, haben wir keine Masken getragen<br />

<strong>und</strong> die Polizei hat <strong>den</strong>jenigen, die eine Maske getragen haben, diese abgenommen.<br />

Dienstag hatte ich bereits <strong>den</strong> Mut, dem Bürgermeister, Herrn Károly Tili, zu sagen,<br />

dass er o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Amtsleiter nach Hause gehen <strong>und</strong> sich schlafen legen sollte, sonst<br />

wür<strong>den</strong> sie zugleich umfallen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Anzeichen <strong>der</strong><br />

Übermüdung bereits bei<strong>den</strong> anzusehen, daher war es ihnen egal, was gesagt wurde, sie<br />

haben uns kaum verstan<strong>den</strong>.<br />

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