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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong> Notfallseelsorge<br />

evakuiert, die aus Devecser wur<strong>den</strong> gebeten, maximal 20kg an persönlichen Sachen zu<br />

packen <strong>und</strong> mussten warten, wann das Fernsehen ihnen sagte, dass sie fliehen mussten.<br />

Es gab Leute, die nicht gewartet haben <strong>und</strong> bereits in <strong>der</strong> Nacht losgegangen sind. In<br />

<strong>den</strong> benachbarten Gemein<strong>den</strong> wollte man sie aber nicht annehmen, <strong>den</strong>n in <strong>den</strong> Medien<br />

wurde gesagt, dass alle in <strong>der</strong> Stadt Győr untergebracht wür<strong>den</strong> <strong>und</strong> die Gemeinde so<br />

zusammenbleiben könne. Später wur<strong>den</strong> sie in <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong><br />

untergebracht. Wegen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Mediennachricht, nach <strong>der</strong> <strong>der</strong> Schlamm sogar bis<br />

in die Donau gelangen könnte, was <strong>der</strong> Umweltschutz verhin<strong>der</strong>n wollte, hatten Leiter<br />

<strong>und</strong> EinwohnerInnen benachbarter Dörfer Angst, dass <strong>der</strong> Staat sie, um eine größere<br />

Katastrophe aufzuhalten, opfern würde. In <strong>den</strong> Dörfern, so auch in meiner Gemeinde,<br />

haben Menschen ihre Sachen gepackt <strong>und</strong> gewartet, wann sie fliehen müssten.<br />

Freitag ging ich nach Hause, weil ich das Gefühl hatte, nicht mehr weitermachen zu<br />

können. Ich war müde <strong>und</strong> musste Messen zelebrieren. Ich wollte das Geschehene<br />

nie<strong>der</strong>schreiben, aber ich merkte, dass die Ereignisse auch in mir nicht eindeutig waren<br />

<strong>und</strong> es gut wäre, mit einem Fachmann darüber zu sprechen. In meiner Umgebung<br />

kannte ich aber nieman<strong>den</strong>.<br />

Samstag waren schon mehrere Priester anwesend, aber die neuen waren bei bestem<br />

Willen nicht in <strong>der</strong> Lage, die Arbeit zu beginnen, sie wussten nicht, wie sie <strong>den</strong> Kontakt<br />

zu <strong>den</strong> Menschen herstellen, was sie ihnen sagen <strong>und</strong> was sie aufzeichnen sollten. Ich<br />

fühlte, dass sie auf mich angewiesen waren. So habe ich ihnen gesagt, mit welchen<br />

Metho<strong>den</strong> wir bisher gearbeitet hatten. Ich erklärte ihnen auch, dass dies keine perfekte<br />

Methode, son<strong>der</strong>n lediglich ein Leitfa<strong>den</strong> war. Sie sollten sich während <strong>der</strong> Gespräche<br />

überraschen lassen. MentalhygieneexpertInnen, die in <strong>der</strong> Seelsorge bewan<strong>der</strong>t waren,<br />

hatten versprochen, sich zu beteiligen, sind aber nicht gekommen. PsychologInnen<br />

waren vor Ort <strong>und</strong> haben mich gebeten, ihnen KlientInnen zu zeigen. Dies war nicht<br />

einfach, <strong>den</strong>n kaum jemand war länger als zwei Minuten an einem Ort, so musste ich<br />

unter <strong>den</strong> Freiwilligen, die in Tränen ausgebrochen waren, KlientInnen<br />

„improvisieren.“<br />

Samstag waren wir auch viele, es war Wochenende <strong>und</strong> Leute kamen aus ganz Ungarn,<br />

aber die Qualifikation <strong>der</strong> HelferInnen wurde nicht besser. Es kamen Obdachlose <strong>und</strong><br />

UniversitätsprofessorInnen, die einst in <strong>den</strong> betroffenen Gemein<strong>den</strong> gelebt hatten. Aber<br />

auch solche, die die Hilfe als eine Art Abenteuer aufgefasst haben. Mit dieser<br />

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