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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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II. Methodologie <strong>und</strong> Problematik<br />

Die deutsche Botschaft begann mit <strong>der</strong> sofortigen Hilfe <strong>und</strong> schickte PsychologInnen,<br />

Priester <strong>und</strong> MentalexpertInnen aus Deutschland. Ihre Anreise nahm mehr als zehn<br />

St<strong>und</strong>en in Anspruch, obwohl man sie sofort benötig hätte. Angehörige wur<strong>den</strong> über <strong>den</strong><br />

Zustand <strong>der</strong> Unfallopfer <strong>und</strong> ihren eventuellen Tod verständigt. Die deutsche Botschaft<br />

nahm <strong>den</strong> Kontakt zu ungarischen Organisationen – Katastrophenschutz,<br />

Rettungsdienste, Versicherungen – aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Krankenversorgung<br />

<strong>und</strong> Behandlungen auf. Die „Hilfsmaschinerie“ wurde gestartet <strong>und</strong> man war bemüht,<br />

allen vor Ort zu helfen.<br />

Es kamen auch PsychologInnen <strong>und</strong> MentalexpertInnen aus Budapest an <strong>den</strong> Unfallort,<br />

wobei auch sie vier St<strong>und</strong>en <strong>für</strong> die Anreise brauchten. Vor Ort gab es keine solchen<br />

ExpertInnen.<br />

Die Alarmierung war nicht typisch, <strong>den</strong>n ein Hilferuf kam nur von Auslän<strong>der</strong>Innen. Obwohl<br />

es auch in Ungarn solche Unfälle <strong>und</strong> Massenkatastrophen gibt, beschränkt sich die<br />

Hilfeleistung auf die Rettung materieller Güter.<br />

Die ExpertInnen waren bemüht, sich an die Seite <strong>der</strong> Betroffenen zu stellen, um das<br />

Geschehene verarbeiten zu helfen. Sie achteten auf die Abdeckung gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong><br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> auf einen schnellstmöglichen Beginn des psycho-physischen<br />

Genesungsprozesses. Solche Erlebnisse alleine zu verarbeiten ist fast unmöglich. Die<br />

Betroffenen wer<strong>den</strong> ein Leben lang unter <strong>der</strong>en Einfluss stehen. Obwohl sie das Grauen<br />

physisch überlebt haben, bleibt „ein Teil ihrer Seele“ oft am Ort des Geschehens.<br />

Der Unterschied in <strong>der</strong> Versorgung bei solchen Unfällen in Deutschland o<strong>der</strong> Österreich ist,<br />

dass mentale <strong>und</strong> seelische HelferInnen (PsychiaterInnen, SeelsorgerInnen, Pfahrer) defacto<br />

gleichzeitig mit <strong>den</strong> Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Rettungsorganen eintreffen. Seelische HelferInnen<br />

helfen auch letzteren, damit sie ihre Arbeit reibungsloser durchführen können. Es kann auch<br />

vorkommen, dass RettungshelferInnen traumatisiert wer<strong>den</strong>. Falls etwa Erlebnisse am<br />

aktuellen Einsatzort frühere Unfall-Erlebnisse aus ihrem Unterbewusstsein hervorrufen,<br />

kümmert man sich um sie. In Ungarn ist diese Dienstform <strong>und</strong> diese Praxis kein Usus,<br />

zentrale Stellen verständigen lediglich Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> MentalexpertInnen<br />

(PsychiaterInnen) - obwohl <strong>der</strong> Mensch nicht nur aus einem Körper <strong>und</strong> materiellen Gütern<br />

besteht.<br />

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