Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht der Notfallseelsorge
Kompetenzen an. Die konkrete Aufgabe der Seelsorge behandelt keine Organisation,
PsychologInnen werden selten oder oft ad hoc engagiert. Mit ihnen wird versucht,
Menschen vor Ort zu helfen. Bei solchen Lösungen zeigt sich aber deutlich, dass die
sich ständig ändernden HelferInnen die Beteiligten noch labiler machen.
Die Präsenz der Medien wirkt sich auch widersprüchlich in den katastrophengeplagten
Gemeinschaften aus. ReporterInnen und JournalistInnen zeigen Teile des Ganzen, die
subjektiv in den Medien aufscheinen. Deshalb haben solche Nachrichten mehrere
Interpretationsebenen. Medien helfen den Katastrophenopfern nicht und die Last der
subjektiven Entscheidung bleibt bestehen: was kann ich tun und was nicht? Schweige
ich oder soll ich meine Sorgen aussprechen? Was passiert, wenn Medien dies in einem
negativen Licht erscheinen lassen und ich deshalb keine Hilfe bekomme? All diese
Fragen müssen beantwortet werden und ohne Hilfe und externe Unterstützung können
diese Spannungsquellen bestehende Traumata noch verstärken. Ergo spielt die
Seelsorge eine tragende Rolle bei der Lösung solcher Situationen.
Mehr als ein Jahr ist nach der Schlammkatastrophe verstrichen. Einige Monate nach
dem Unfall mit dem Schlamm wurde ich nach Devecser als Pfarrer versetzt. In der
Großwoche des Jahres 2011. hat mich Seine Hoheit Erzbischof der. Gyula Márfi rufen
lassen und mir mitgeteilt, dass ich binnen zwei Wochen nach Devecser umsiedeln muss.
Dies ist nicht die in so einem Fall übliche Methode, auch die Übergabe-Übernahme ist
nicht üblich erfolgt, denn der Pfarrer, der mir alles übergeben sollte, hat kaum etwas
vorbereitet.
Aufgrund der Schlammkatastrophe verzeichnete die Buchhaltung der Pfarre ein
Mehrfaches der üblichen Geldbeträge. Aufgrund dieser riesigen Summen, welche die
Pfarre übernommen hat – die Gaben waren materieller und finanzieller Natur – haben
mehrere Organisationen begonnen dem Weg, die Dokumentierung, die Art und Weise
der Verteilung der Spenden, sowie die Nutzung der Geldsummen und der Transparenz
der Prozesse nachzugehen.
Der Betrieb einer Pfarre ist auf den „Normalbetrieb“ ausgerichtet, eine Korrektheit wird
von allen Beteiligten ab ovo angenommen, daher – obwohl diese Untersuchungen
wichtig waren – haben weder der Diözesanamt, noch die Polizei konkrete Fragen und
Antworten formuliert, es wurde lediglich erforscht, ob Dinge generell dem Reglement
entsprechend gehandhabt wurden. Aufgrund der Tatsache, dass Untersuchungen
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