Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns
verbunden mit (religiösem) Zweifeln und Hadern in Bezug auf das eigene Schicksal und
eine manchmal verzweifelte Suche nach Sinn und Bedeutung des Lebens.« 140
Eine Fülle von Untersuchungen untermauern den Zusammenhang zwischen Religion
und Gesundheit 141 .
Von den sozialen Kontakten zur sozialen Unterstützung
Infolge der bereits angesprochenen Flutkatastrophe wurde eine ungarnweite
Sammelaktion gestartet. Alle wollten helfen, aber auch die NachbarInnen haben
einander informiert, wenn es irgendwo einen neuen Güterverteilungspunkt gab, sie
kochten füreinander und gaben denjenigen, deren Häuser infolge der Katastrophe
unbewohnbar geworden waren, Obdach. Die politische Gemeinde hat aber nicht
geholfen. Auch sie hatte Probleme und konnte ihre Funktion nicht ausüben, wodurch
sich in den Menschen große Spannungen gebildet haben.
Skrabski und Kopp sehen die Frage, ob das Individuum sich in einer schwierigen
Situation auf andere verlassen kann, als ein wichtiges Moment des Sozialkapitals. 142 Die
Grundlage der gegenseitigen Hilfe ist aber das Vertrauen. Eine feindselige Haltung
senkt die Kraft der sozialen Kohäsion.
Empirische Forschung war erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so weit, dass
sie die Beziehung zwischen der sozialen Unterstützung und der Gesundheit mit
wissenschaftlichen Mitteln untersuchen konnte. Seit jener Zeit haben
psychophysiologische Untersuchungen aber bestätigt, dass helfende soziale
Interaktionen und Gemeinschaft wichtige biochemische Prozesse im Organismus
hervorrufen. Das wären etwa die Steigerung des Pegels der Wachstumshormone oder
das Senken der Katekolamine, die für die sympathische Aktivität zuständig sind.
Bestimmte Neuropeptide entfalten ihre Wirkung im Prozess der Gesellschaftsfähigkeit
140
WIGGER / MURKEN / MAERCKER, Positive und negative Aspekte religiösen Copings im Trauerprozess,
120.
141
Vgl. GROSSART-MATICEK, Formen der Religiosität und ihre Auswirkung auf Gesundheit und
Kreativität. Einige Ergebnisse aus den Heidelberger prospektiven Interventionsstudien. 313-331.; JAE-
LEE, Moderating Effects of Spiritual/Religious Coping in the Relation Between Percieved Stress and
Psychological Well-Being, 759; LADENHAUF / UNTERRAINER: Religiosität und Spiritualität im
Krankheitsprozess. Ergebnisse aus einem interdisziplinären Forschungsprojekt von empirischer
Religionspsychologie und Pastoralpsychologie, 163 – 188.
142
Vgl. STRABSKI / KOPP, Társadalmi beállítottság, társadalmi tőke, in: Szabadvég, 128-146.
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