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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong> Notfallseelsorge<br />

VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong><br />

Notfallseelsorge<br />

Das nächste Kapitel basiert auf einem persönlichen Erlebnis. Bisher wur<strong>den</strong> die<br />

theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> NFS geschil<strong>der</strong>t, d.h. wie sie in österreichischen <strong>und</strong><br />

deutschen Diözesen funktioniert, bzw. wie man sie in Ungarn umsetzen könnte. In<br />

diesem Kapitel wird gezeigt, dass solch eine Organisation tatsächlich vonnöten ist,<br />

<strong>den</strong>n am 04. Oktober 2010 überflutet Rotschlamm aus Reservoir bei Ajka die<br />

Gemein<strong>den</strong> Kolontár-Devecser <strong>und</strong> Somlóvásárhely.<br />

Am 4. Oktober 2010 konnte man in <strong>den</strong> Nachrichten sehen, dass <strong>der</strong> Damm des<br />

Klärbeckens <strong>der</strong> Tonerdefabrik bei Ajka durchgebrochen ist <strong>und</strong> drei Gemein<strong>den</strong><br />

entlang des Baches Tona, nämlich Kolontár, Devecser <strong>und</strong> Somlóvásárhely, von<br />

Rotschlamm überschwemmt wur<strong>den</strong>. Sofort habe ich die Pfarre bei Devecser angerufen<br />

<strong>und</strong> gefragt, ob ich helfen kann. Miklós Mód, <strong>der</strong> örtliche Pfarrer, hat mir gesagt, dass<br />

ich kommen soll, wenn ich kann. Ich habe ein Paar abgenutzte Stiefel, eine abgetragene<br />

Hose angezogen <strong>und</strong> die in Österreich <strong>für</strong> unerwartete Situationen eingerichtete<br />

„Einsatz“-Tasche in <strong>den</strong> Kofferraum geworfen <strong>und</strong> habe mich auf <strong>den</strong> Weg gemacht. Es<br />

war bereits dunkel, als ich ankam. Pfarrer Miklós kam mir auf <strong>der</strong> Hauptstraße<br />

entgegen, <strong>den</strong>n man hat mich nicht mehr in die Gemeinde gelassen. Der Pfarrer von<br />

Devecser war auf die vom Schlamm überschwemmten Straßen gegangen <strong>und</strong> hatte bei<br />

<strong>der</strong> Rettung <strong>der</strong> in ihren Häusern gebliebenen Menschen geholfen. Er war auch bemüht,<br />

über <strong>den</strong> Lautsprecher <strong>der</strong> Kirche die Bevölkerung über die wichtigsten Dinge zu<br />

informieren, obwohl er keine Ahnung hatte, was mit Kolontár passiert war.<br />

Wir sind ins Auto gestiegen <strong>und</strong> nach Kolontár gefahren, <strong>den</strong>n Pfarrer Miklós machte<br />

sich Sorgen um die DorfbewohnerInnen. Das Hochwasser war bereits zurückgegangen<br />

<strong>und</strong> im Bürgermeisteramt waren Leute mit mü<strong>den</strong> Gesichtern. Am Vorabend waren<br />

Gemein<strong>der</strong>atswahlen <strong>und</strong> man konnte ihnen ansehen, dass die Nacht zu lang war <strong>und</strong><br />

sie praktisch seit zwei Tagen auf <strong>den</strong> Beinen waren. Wir haben uns in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

umgeschaut <strong>und</strong> waren über die bei Prozessionen verwendeten Lautsprecher bemüht,<br />

die wenigen Informationen, die wir hatten, <strong>der</strong> Bevölkerung mitzuteilen. So zum<br />

Beispiel, dass sie <strong>den</strong> Kontakt mit dem Schlamm mei<strong>den</strong> sollen o<strong>der</strong> dass sie keine<br />

Angst vor <strong>der</strong> Polizei haben sollen, <strong>den</strong>n diese bewachten lediglich die Straßen. Einige<br />

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