Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns
in akuten Not- und Krisensituationen anbietet. Die Notfallseelsorge wird meistens bei
Katastrophen, Unglücksfällen, Unfällen, Suiziden und Mord geleistet, wobei Betroffene
wie auch Einsatzkräften unterstüzt werden können. 20
1.1. Definition Notfallseelsorge
Was zeichnet die Notfallseelsorge (NFS) aus? Wie kann der Begriff der NFS umrissen
werden? In den frühen 1990er Jahren entstanden die ersten organisierten Formen
heutiger „Notfallseelsorge”, und zwar als menschlich-geistlicher Beistand in Situationen
extremer und plötzlicher Belastung. 21 Die Notfallseelsorge ist ähnlich schnell erreichbar
wie andere Rettungsdienste, Hilfsorganisationen und die Krisenintervention, aber in
Abgrenzung dazu ist und bleibt sie Seelsorge. 22 Notfallseelsorge wird in den Kasseler
Thesen 23 als „Erste Hilfe für die Seele“ in Notfällen und Krisensituationen bezeichnet.
Sie ist ein Grundbestandteil des Seelsorgeauftrages der Kirche. Notfallseelsorge „sieht
den Menschen in Not und Bedürftigkeit, in Schwäche und Schuld als ein von Gott
getragenes, geliebtes und auf Hoffnung hin versöhntes und erlöstes Geschöpf“. 24 Die
Definition wird aber erst dann konkret verständlich, wenn man sich von der praktischen
Seite her anschaut, was die NFS tatsächlich ist.
Notfallseelsorge bedeutet:
a) Seelsorge in Notfallsituationen. Sie nimmt ernst, dass bei fast allen Menschen in
existentiellen Extremsituationen die faktisch wirksamen religiösen und
weltanschaulichen Prägungen offenbar werden. 25 In solchen Ausnahmesituationen
werden Sinn-, Wert-, Schuld-, und Theodizee-Fragen von den Betroffenen in den
Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns gestellt.
b) Seelsorge für Einsatzkräfte. Sie unterstützt in erster Linie die Arbeit der
Einsatzkräfte und begleitet diese nach belastenden Einsätzen, wenn Emotionen wie
Versagen, Hilflosigkeit, Ohnmacht und Angst in ihnen aufsteigen. Wenn den
20
Vgl. LADENHAUF / LIENHART, Mystik der offenen Augen: Am Beispiel Notfallseelsorge, 263.
21
Vgl. KRAUS, Notfallseelsorge, 126-127.
22
Vgl. ZIPPERT, Notfallseelsorge, 9.
23
Vgl. MÜLLER-LANGE, Handbuch Notfallseelsorge, 21., Vgl. auch: Thesenreihe zur Notfallseelsorge, in:
http://www.notfallseelsorge.de/Infos/thesen.htm [abgerufen am 16.02.2011].
24
Vgl. ZIPPERT, Notfallseelsorge, 17.
25
LIENHART, Die ökumenische Notfallseelsorge Steiermark in Kooperation mit der Krisenintervention
des Landes Steiermark, 19.
18