Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

„Es gibt keine genauen Arbeitsbeschreibungen.” 309
IV. Benchmarking Analyse
„Ich als der Koordinator erledige nur die Hintergrundarbeit, bei den Einsätzen war ich
nur anfangs dabei, um die Aktivität kennen zu lernen.” 310
„Es gibt von der Diözese verliehene Kompetenzen, sie werden nach dem Training
erteilt.” 311
Die genaue Definition der Tätigkeitsbereiche – und gleichzeitig der Kompetenzen 312 –
ist sowohl für die externen BeobachterInnen als auch für die MitarbeiterInnen von
Bedeutung. Falls die sich am Einsatz beteiligende Person an einem Punkt angekommen
ist, an dem die Situation es angemessen erscheinen lässt, in die Versorgung der
Notleidenden andere Personen bzw. ExpertInnen miteinzubeziehen, und der/die
MitarbeiterIn das auch tut, zeugt das davon, dass die Person sich über ihre eigenen
Fähigkeiten und Grenzen im Klaren ist und die Konsultierung Dritter nicht als
Versagen, sondern als Ergänzung seiner/ihrer eigenen Werte zum Wohle der Verletzten
erachtet. Gerade deshalb kann diese Frage dort, wo NFS-MitarbeiterInnen oder Priester
mit Identitätsproblemen kämpfen, gravierende Spannungen erzeugen.
Eine der direkten Folgen der Ungeklärtheit der Befugnisse kann das Phänomen der
Eifersucht sein. Wenn es kein vorher bestimmtes fachliches Protokoll einschließlich der
Beschreibung von Kompetenzgrenzen in diversen Fallbeispielen gibt, dann werden
PsychologInnen oft aus Eifersucht nicht in die Arbeit der NFS miteinbezogen. Dieses
Phänomen ist auch deshalb häufig, weil die LeiterInnen der Diözesen der Psychologie
noch heute kritisch gegenüberstehen bzw. kritisch betrachten, wie sich diese
Wissenschaft neben der Kirche entwickeln konnte. Es gibt auch Diözesen, in denen das
Auftauchen des KIT 313 die frühere NFS-Struktur auf den Kopf gestellt hat. Obwohl es
einiges an wissenschaftlichem Material gibt, das sich mit dem Fragenkreis der NFS
beschäftigt, wie z.B. die Kasseler-Thesen 314 oder die Hamburger-These 315 , scheint es oft
so, als hätten katholische Diözesen keine genaue Vorstellung von der NFS und ihrer
Rolle innerhalb der Pastoralarbeit.
309 Dokumentation der Interviews 8.
310 Dokumentation der Interviews 55.
311 Vgl. Dokumentation der Interviews 2.16.
312 „Allen alles werden” Vgl. WEBER, u.a.: Im Glauben Mensch werden, 192.
313 KIT: Krisen-Interventions-Team. Mitglieder bekommen ein psycho-soziales Training, die Gruppe
wird staatlich finanziert und betrieben. Sie besteht aus Freiwilligen unterschiedlichen Bildungsgrades.
314 Vgl. http://www.notfallseelsorge.de/Infos/thesen.htm [abgerufen am 02.10.2011].
315 Vgl. http://bilder.buecher.de/zusatz/33/33336/33336825_lese_1.pdf, 11. [abgerufen am 02.10.2011].
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