Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
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1 Quellen sind die Sozialhilfestatistik<br />
für das Jahr<br />
2005 und die Statistik der<br />
Dienststelle für Statistik der<br />
Stadt Biel.<br />
Ziel: Integration in den Arbeitsmarkt<br />
BESCHÄFTIGUNGSPROGRAMME IN BIEL:<br />
VOM ATELIER UNICEF ZUM KONZEPT BIAS<br />
UND DER FACHSTELLE ARBEITSINTEGRA-<br />
TION (FAI)<br />
Beatrice Reusser<br />
In den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts entstand in<br />
Biel das Atelier Unicef als Antwort auf die grosse<br />
Arbeitslosigkeit und als Massnahme zur Linderung<br />
der Folgen. Arbeitslose fanden in der Folge Tagesstrukturen<br />
und eine Beschäftigung beim Falten<br />
von Karten sowie deren Verpacken und Versand.<br />
Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung traten an<br />
die Stelle der Arbeitslosen vermehrt Sozialhilfebeziehende<br />
– das Programm blieb aber weit gehend<br />
unverändert. Im Zuge der Expo.02 entstanden in Biel<br />
weitere Beschäftigungsprogramme für Menschen in<br />
der Sozialhilfe. Die Fabriga an der Aarbergstrasse<br />
hinter dem Bahnhof wurde zum Begriff für Beschäftigungsprogramme,<br />
mit einem Veloordnungs dienst,<br />
Waldarbeiten, Betreuung von Kinderspielplätzen<br />
und Vitaparcours, Umzügen und vielem mehr.<br />
Die Programmplätze der Fabriga und des Unicef-<br />
Programms waren grossmehrheitlich Plätze zur<br />
sozialen Integration und zur Vorbereitung auf eine<br />
berufliche Integration, nicht aber zur direkten beruflichen<br />
Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Ziel<br />
dieser Programme war denn auch ein Angebot an<br />
Tagesstrukturen und Beschäftigung, mit der Möglichkeit<br />
zum Aufbau einer Rahmenfrist, welche<br />
wiederum den Bezug von Arbeitslosengeld ermöglichte.<br />
Dieses Ziel konnte in den vergangenen Jahren<br />
erreicht werden.<br />
Die beschränkte Zahl an Programmplätzen, verbunden<br />
mit der von 6 auf 12 Monate erhöhten Mindestbeitragszeit<br />
zum Aufbau einer Rahmenfrist sowie der<br />
unerwünschte so genannte Drehtüren effekt – viele<br />
der Teilnehmenden wechselten zwischen Sozialhilfe/<br />
Beschäftigungsprogramm und Regionaler Arbeitsvermittlung<br />
hin und her, schafften den Schritt in den<br />
Arbeitsmarkt aber trotzdem nicht – erforderten eine<br />
Neuausrichtung. Diese wurde auch deshalb nötig,<br />
weil die kantonalen Finanzmittel ab 2005, mit einer<br />
Übergangsfrist von zwei Jahren, an neue und höhere<br />
Anforderungen geknüpft worden waren, welchen die<br />
bestehenden Beschäftigungsprogramme der Stadt<br />
Biel nicht mehr zu genügen vermochten.<br />
DIE RAHMENBEDINGUNGEN<br />
Biel weist eine Sozialhilfequote von rund 10 Prozent<br />
aus. Die Erwerbslosigkeit unter den Sozialhilfebeziehenden<br />
liegt bei über 40 Prozent, dies bei<br />
einer ausgewiesenen Arbeitslosenquote der <strong>Bieler</strong><br />
Bevölkerung von 3,6 Prozent. 1 Das Ausbildungsniveau<br />
der Sozialhilfebeziehenden ist tief: 60 Prozent<br />
haben keine Berufsbildung, 34 Prozent haben<br />
einen Abschluss auf Sekundarstufe II (Berufsausbildung,<br />
Maturität) und 6 Prozent eine Ausbildung auf<br />
Tertiär stufe (Höhere Fachausbildung, Hochschule).<br />
Das verhältnismässig tiefe Ausbildungsniveau ist<br />
somit ein wesentliches Sozialhilferisiko, das sich<br />
in allen Städten etwa gleich präsentiert. Diese Ausgangslage<br />
in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />
und einer florierenden Wirtschaft, macht<br />
deutlich, dass Biel eine Hypothek zu tilgen hat,<br />
wofür andere, zusätzliche Mittel und Instrumente<br />
erforderlich sind als die bisher eingesetzten.<br />
2005 hat der Kanton Bern die Neukonzeption<br />
Beschäftigungs- und Integrationsangebote der<br />
Sozialhilfe (BIAS) in Kraft gesetzt und den Gemeinden<br />
eine zweijährige Übergangsfrist zur Einführung<br />
gewährt. Mit BIAS wird ein differenziertes,