Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
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1986 Rückkehr in die Schweiz. Atelier in Biel. Objekte<br />
und Skulpturen mit Bezug zu Kommunikations-<br />
und Büroinstrumenten. Ausstellungen in Graz und<br />
Zagreb mit den Künstlern Anüll, Signer, Schiess,<br />
Archetti. In den 90er-Jahren Ausstellungen in Indien<br />
mit Anüll, Voita, Suermondt, Moser, Huelin (New<br />
Delhi und Kalkutta) und in Südamerika mit Vavlav<br />
Pozarek (Montevideo und Asunçion). 1999 umfassende<br />
Einzelausstellung im Aargauer Kunsthaus<br />
Aarau und 2001 im Centre PasquArt in Biel. 2002/03<br />
Atelierstipendium in Genua.<br />
Seit 1987 regelmässig Einzelausstellungen in der<br />
Galerie Mueller-Roth in Stuttgart/D. Seit 1994 Atelier<br />
in Nidau. <strong>2007</strong> Doppelausstellung in Shanghai<br />
und Peking / China mit Luo Mingjun.<br />
LAUDATIO FÜR RENÉ ZÄCH<br />
Christoph Lichtin<br />
Unvergesslich ist mir René Zächs im Vorfeld der<br />
letzten Expo gemachter Vorschlag, man könnte doch<br />
einfach alle industriellen Betriebe und interessanten<br />
Institutionen der Schweiz an ein paar festgesetzten<br />
Tagen für das Publikum öffnen. Das wäre eine Ausstellung<br />
der realen Verhältnisse an den eigentlichen<br />
Orten der Produktion gewesen! René Zäch, der sich<br />
seit jeher für die Technik und die Kultur interessiert<br />
hat, hätte sicher eine Dauerkarte gehabt, im Atelier<br />
wäre er nicht mehr anzutreffen gewesen.<br />
Seit 21 Jahren lebt René Zäch nun in Biel, der Expo-<br />
Stadt, die sich in den letzten Jahren zu einem Ort<br />
entwickelt hat, der schon fast alleine eine Expo nach<br />
Zächs Vorstellung durchführen könnte, wenn man<br />
an all die Hightechfirmen denkt, die sich in den letzten<br />
Jahren hier angesiedelt haben, und an das kreative<br />
Potenzial, das hier vorhanden ist. Keine Angst,<br />
ich werde nicht versuchen, den Vergleich zwischen<br />
Kunst und Wirtschaftswelt zu überstrapazieren und,<br />
wie das bisweilen phantasievoll versucht wird, über<br />
Kreativität und Innovation sprechen, um damit zu<br />
zeigen, wie verwandt doch technische Errungenschaften<br />
und Kunstwerke sind. Nein, das eine hat<br />
mit dem andern etwa so viel zu tun wie Kochen mit<br />
Kernphysik oder Autotechnik mit Akrobatik.<br />
Kreativität und Innovation braucht es in der Kunst<br />
und überall. Aber über zwei aneinander grenzende<br />
Welten zu sprechen, scheint mir doch angebracht,<br />
denn in René Zächs Kunst ist etwas angelegt, was<br />
unmittelbar mit dieser, nennen wir sie «die industrialisierte<br />
Alltagswelt», zusammenhängt. Man<br />
könnte sogar sagen, René Zäch schaffe mit seiner<br />
Kunst eine Parallelwelt, die aus der andern gleichermassen<br />
schöpft wie diese kommentiert. Und so wie<br />
die vielen Firmen und Betriebe in Biel an neuen Entwicklungen<br />
arbeiten, so entwickelt auch René Zäch<br />
in seinem Atelier sein Oeuvre weiter, «mit unermüdlichem<br />
Einsatz», wie es in der Preisbegründung<br />
so schön heisst.<br />
Ausgangspunkt seiner Werke sind oft Maschinen,<br />
Gerätschaften und technische Neuerungen, wie beispielsweise<br />
die inzwischen überall anzutreffenden<br />
Funkantennen, aber auch archaische Vehikel, wie<br />
ein vierrädriger Wagen, die René Zäch als technische<br />
Errungenschaften faszinieren. Natürlich ist er<br />
als dreidimensional arbeitender Künstler alleine<br />
schon von deren Form angesprochen: Er sieht das<br />
Design, die Materialität, die Schönheit. Doch ihnen<br />
wohnt eine Funktionalität inne, die grundlegende<br />
Phänomene unseres Zusammenlebens betreffen:<br />
die Kommunikation, die Mobilität, die Arbeit, die<br />
Beziehungen. Und das sind die Themen, die René<br />
Zäch nun mit der Sprache des Künstlers angeht.<br />
Die Form ist vom Inhalt, die ein Gebrauchsobjekt ausmacht,<br />
nicht zu trennen. Indem René Zäch Objekte<br />
schafft, die uns an ganz bestimmte Vorbilder erinnern,<br />
die aber nicht wirklich funktionieren, sondern<br />
lediglich als Chiffre einer spezifischen Funktion<br />
fungieren, stellt sich automatisch die Frage nach<br />
deren Bedeutung. Was ist das für ein toller Wagen,<br />
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