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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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26<br />

Auf der ältesten Stadtansicht<br />

von Heinrich<br />

Vogtherr aus der Chronik<br />

des Johannes Stumpf von<br />

1548 fällt auf, dass die<br />

Umgebung des Klosters<br />

(grau) nur wenig bebaut<br />

und mit Bäumen bestückt<br />

ist. Entlang der Stadtmauer<br />

mit dem halbrunden<br />

Turm scheinen bis zum<br />

Nidautor keine anderen<br />

Gebäude bestanden zu<br />

haben.<br />

Kunstsammlung der Stadt<br />

Biel, G 81 (Ausschnitt)<br />

(Immunität), die das Kloster bisher innehatte, erhalten<br />

bleibe und dass ein jeder, der den Klosterbezirk<br />

betrete, wie bisher Schutz und Schirm finde: «...das<br />

die fryheyt, so zu Sannt Johans bishar ist gewäsenn, sol<br />

noch von dishin ein fryheyt belyben in aller der form, wys<br />

und más, wie die bis uff disen tag gewesen ist; hannds<br />

ouch bestättiget, dieselb also ze haben, ouch ein ieden, der<br />

dorinn kompt, ze schùtzen und ze schirmenn, alles wie<br />

von alterhar geschechenn ist etc. Unnd sol das gotzhus<br />

inwendig mitt dem hoff unnd boumgartten mitt allem<br />

begriff die fryheyt syn und belyben». 5<br />

Das änderte sich auch nicht, als die Stadt im Jahr<br />

darauf die Kommende dem Ratsherrn und ehemaligen<br />

Venner Valerius Göuffi tauschweise abtrat.<br />

Der Grund dafür lag in der Absicht der Stadt, auf<br />

dem Areal der ehemaligen bischöflichen Burg, welches<br />

1489 in ihren Besitz übergegangen war, ein<br />

neues Rathaus zu bauen. Dazu benötigte sie aber<br />

das Haus des Valerius Göuffi, welches zusammen<br />

mit dem angrenzenden Turm und dem bereits bestehenden<br />

städtischen Werkhaus in den Rathausneubau<br />

inte griert werden sollte. 6<br />

Für den Mehrwert bezahlte Göuffi 350 Pfund. Im<br />

Tauschvertrag vom 14. November 1529 zwischen<br />

der Stadt und Göuffi wird nicht nur der Umfang der<br />

ehemaligen Kommende – der ganze freie Hof, der<br />

zuvor Sankt Johanns Gotteshaus genannt wurde,<br />

mitsamt der Scheuer, auch Kirche und Kirchhof<br />

und beide Baumgärten mit allem, was dazu gehört,<br />

mit der Ringmauer und allen andern Mauern und<br />

Wänden, sowie allen dazugehörenden Gärten –,<br />

sondern auch deren künftige Funktion genau<br />

beschrieben. Ausdrücklich heisst es da, dass «derselb<br />

fry hoff soll von dißhin unnd in die ewigkeyt ein fryer hoff<br />

syn unnd belybenn» und «dem armen als dem rychenn,<br />

dem frömbdenn alls dem heymbschenn» offen stehen<br />

solle, ja er müsse «denselben all tag und nacht offenn<br />

lassenn, domit iederman, der desselbenn nodtürfftig sin<br />

wirtt, zu o allen zytten unnd stundenn dorinn komenn<br />

mögen, unnd doran nyemand versumpt werde. Unnd<br />

wellicher also dorinn komen wirtt, dem soll derselb Valerius<br />

Goüffe, sin erbenn oder die person innhaber unnd<br />

besitzer desselben fryenhoffs umb sin gellt ze essenn unnd<br />

trinckenn gebenn, alls die vordrigenn commendiiren<br />

bißhar gethan habenn, on eynich widerred.» 7<br />

Valerius Göuffi trat also gleichsam in die Fussstapfen<br />

der Komture und übernahm einen Teil ihrer<br />

bisherigen Aufgaben. Was Göuffi zu diesem Schritt<br />

veranlasst hatte, wissen wir nicht. Immerhin stand<br />

seine Familie der Johanniterkommende nahe. 1493<br />

hatten Peter Göuffi, dessen Sohn Humbert und Neffe<br />

Bendicht – das sind Valerius’ Grossvater, Vater und<br />

Onkel – der Kommende einen jährlichen Zins auf<br />

dem grossen Kornzehnten zu Corgémont verkauft.<br />

Ausserdem hatte Peter Göuffi der Kommende testamentarisch<br />

den Zins auf einem Garten vermacht.<br />

Die finanzielle Lage Göuffis war recht wechselhaft.<br />

Zur Zeit des Tauschhandels um das Kloster sah<br />

er sich dank des Vermögens seiner zweiten Gattin<br />

offensichtlich in der Lage, sich auf dieses Geschäft<br />

einzulassen. Als in der Folge der Reformation die<br />

geistlichen Stiftungen den Nachkommen ausgehän­

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