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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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248<br />

Theater Klappsitz. (14.9.)<br />

Foto: FACE/Jürgen Rocholl<br />

Knuth und Tucek. (7.9.)<br />

Foto: Emanuel Ammon<br />

ins «Poche» kam und auf der kleinen Bühne eine<br />

atemraubende Performance präsentierte.<br />

Hochtheatralische Erzählkunst mit gewaltig weiblicher<br />

Satire und barbarischer Musikalität: bei<br />

diesem Satz kommen einem nur Nicole Knuth und<br />

Olga Tucek in den Sinn. Das Duo, welches am Freitag,<br />

7. September, die Herbstsaison eröffnete, machte<br />

vor, welche Spielmöglichkeiten und Erzählstränge<br />

man an einem Abend entwickeln kann, ohne den<br />

Faden oder das Publikum zu verlieren. Die verbale<br />

und vokale Schärfe des Vortrags über das globale<br />

Leben und Treiben im Europa des 21. Jahrhunderts<br />

war umwerfend.<br />

Das Theater Klappsitz aus Berlin/Zürich bemüht<br />

sich seit über zwanzig Jahren, aktuelle Theatertexte<br />

in einer unaufwendigen, jedoch künstlerisch<br />

anspruchsvollen Weise auf die Bühne zu bringen.<br />

Nach dem Erfolg ihrer letzten Produktion, «Gestörte<br />

Feiern», präsentierten Roswitha Dost und Bernd Rumpf<br />

am Freitag, 14. September, «Flüchtlingsgespräche»<br />

von Bertolt Brecht. Sie unterhielten das Publikum<br />

einmal mehr durch solide, inspirierte Schauspielkunst<br />

und Tiefgründigkeit.<br />

Dass ein guter Schauspieler allein nicht ausreicht,<br />

um einen wirklich überzeugenden Theaterabend<br />

zu gestalten, wurde am Beispiel von Kaspar Lüscher<br />

deutlich. Der Schauspieler, Autor und Geschichtenerzähler<br />

hat sich mit «Dr. Ehrlich» eine Figur<br />

auf den Leib geschrieben, die inspiriert ist durch<br />

die unglaubliche Biographie des Honest Trueman<br />

(1864–1923), Theaterdirektor in den USA, mit Wurzeln<br />

in Italien und der Schweiz. Das Erzähltheater<br />

blieb über lange Strecken diffus und vermochte wie<br />

das «<strong>Bieler</strong> Tagblatt» in seiner Kritik schrieb, «nicht<br />

wirklich zu packen».<br />

Den Abschluss der Saison am Freitag, 30. November,<br />

machte die Compagnie Erbamil aus Italien, der<br />

mit «Manolibera» ein mehrdeutiges Stück im Spannungsfeld<br />

von Theater und Comic gelungen ist. Ein<br />

Mann und eine Frau tauchen ab in die bizarre Welt<br />

einer zweidimensionalen Realität, die von einem<br />

Zeichner laufend neu erfunden wird. Er liefert den<br />

beiden Accessoires, denkt sich ihre Umgebung aus,<br />

lässt sie ins Leere laufen, fast ertrinken oder ins<br />

Grüne fahren. Doch da ist viel mehr als nur der<br />

visuelle Reiz und Einfall. Die verschiedenen Gestaltungs-<br />

und Spielebenen erhalten ihre Entsprechung<br />

in der Geschichte und auf einmal befindet sich der<br />

Zuschauer mittendrin in der Problematik unseres<br />

Lebens schlechthin.

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