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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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Selbsthilfeaktion sozial arg vernachlässigter<br />

Musiker<br />

50 JAHRE SOMMERKONZERTE<br />

Edi Benz<br />

Das Städtebundtheater, 1927 als Dreispartenbetrieb<br />

(Schauspiel, Oper/Operette, Ballett) gegründet,<br />

bespielte die beiden Stadttheater Biel und Solothurn,<br />

die assoziierten Städte Grenchen, Langenthal, Burgdorf<br />

und gastspielweise weitere Orte. Die Direk-<br />

toren, Leo Delsen seit der Gründung, dann Markus<br />

Breitner hatten die unselige Verpflichtung, den<br />

Betrieb nach streng marktwirtschaftlichen Prinzipien<br />

zu führen: Erwirtschafteten sie aufs Budget<br />

einen Überschuss, wurden sie am Gewinn beteiligt,<br />

machten sie Verlust, mussten sie diesen anteilmäs sig<br />

aus dem eigenen Portemonnaie berappen. Es ist klar,<br />

dass bei den ohnehin kärglichen Mitteln da kaum<br />

Spielraum für soziale Anliegen der Künstler drin lag.<br />

Hatten vergleichbare Städte wie Bern, St. Gallen<br />

oder Luzern die Hochkonjunktur der Nachkriegsjahre<br />

zu massiven sozialen Verbesserungen genutzt,<br />

verschliefen die Theaterkommissionen von Biel und<br />

Solothurn diese Entwicklung. Biel beliebte, sich mit<br />

der minderen Einwohnerzahl und mit dem Verweis,<br />

die betreffenden Städte seien Kantonshauptstädte,<br />

zu entschuldigen, unterschlug aber geflissentlich,<br />

dass Biel und Solothurn zusammengenommen<br />

Luzern gleich kamen und ebenfalls eine Kantonshauptstadt<br />

dabei hatten.<br />

Die 17 Musiker des Städtebundtheaters hatten es<br />

1957 satt, jeweils während den drei theaterfreien<br />

und natürlich unbezahlten Sommermonaten als<br />

Hilfsarbeiter in Lagerhäusern Waren zu schleppen,<br />

auf der Steuerverwaltung Zahlen zusammenzuzählen<br />

oder in Kurorchestern zu spielen und da gar<br />

während spielfreien Vor- und Nachmittagsstunden<br />

in Hotelküche oder -garten aushelfen zu müssen.<br />

Dank tatkräftiger Unterstützung des damaligen<br />

<strong>Bieler</strong> Verkehrsdirektors René Fell gelang es den<br />

Musikern unter der initiativen Führung des Oboisten<br />

Kurt Allegri im Sommer 1957 erstmals, als <strong>Bieler</strong><br />

Sommerorchester zu konzertieren – in der Manier<br />

der damals noch in Kurorten für Unterhaltung sorgenden<br />

Kurorchester. Sechs mal die Woche wurde da<br />

Unterhaltungsmusik geboten – abwechselnd einmal<br />

in einem Pavillon am See, anderntags im Stadtpark,<br />

am Sonntagmorgen zum Aperitif. Wöchentlicher<br />

Höhepunkt war jeweils ein Opernkonzert mit Solistinnen<br />

und Solisten des Städtebundtheaters.<br />

NACHWUCHS ERMÖGLICHT QUALIFIZIER-<br />

TES KONZERTORCHESTER<br />

Hätte es noch angehen können, mit 17 Musikern<br />

gefällige Unterhaltungskonzerte zu bieten, so ver-<br />

Sommerkonzert 1957 in<br />

einem Pavillon am See.<br />

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