Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
254<br />
Wildbahn. Viel weniger spektakulär, aber ebenso<br />
gross artig «Le renard et la fille», in dem ein 11-jähriges<br />
Mädchen eine wilde Füchsin zähmt: eine packende<br />
Natur-Fabel, die die Wichtigkeit von Freiheit und<br />
Vertrauen bei Mensch und Tier transparent macht.<br />
Wiederum erfolgreich, dieses Jahr allerdings verregnet:<br />
das sommerliche Open Air im Schlosspark<br />
Nidau. Das Filmpodium im Centre PasquArt und<br />
die im Kino Apollo domizilierte Filmgilde glänzten<br />
wie immer mit sorgfältig ausgesuchten Aussenseiterfilmen<br />
oder grossen Reprisen, interessanten<br />
Zyklen und Filmen, die man im kommerziellen<br />
Kinoprogramm Biels nicht zu sehen bekommt.<br />
Auch <strong>2007</strong> blieb die Filmpiraterie eines der Hauptthemen.<br />
Immer mehr gelangen nämlich illegal angefertigte<br />
DVDs fast gleichzeitig mit den Kinopremieren<br />
in den Handel – Monate bevor dann der offizielle<br />
DVD-Verkauf beginnt. Mit Camcordern werden die<br />
Filme während der ersten Lauftage heimlich in den<br />
Sälen aufgezeichnet, dann kopiert und für relativ<br />
wenig Geld verkauft oder ins Internet gestellt. Der<br />
Schaden, den die Filmindustrie dadurch weltweit<br />
erleidet, beträgt jährlich bereits mehrere Milliarden<br />
Franken.<br />
DREI HASELNÜSSE FÜRS FILMPODIUM<br />
Kaspar Meuli<br />
Nach dem 20. Geburtstag 2006 verlief das Jahr <strong>2007</strong><br />
für das Filmpodium wieder in gemächlicheren<br />
Bahnen. Courant normal also? Nicht nur. Dank<br />
ungewöhnlichen Filmzyklen wurde das Filmpodium<br />
zum Begegnungsort für Menschen, die<br />
sich sonst kaum im Kino treffen. Und mit «Vitus»<br />
sorgte ein moderner Klassiker des Schweizer Films<br />
für eine momentane Beruhigung in der Kasse des<br />
<strong>Bieler</strong> Filmclubs.<br />
Der Film «Cinemania» von Angela Christlieb und<br />
Stephen Kijack zeigt eine psychische Verwirrung<br />
besonderer Art: Bill, Eric, Harvey, Jack und Roberta<br />
sind extrem cinephil. Die fünf New Yorker sind verrückt<br />
nach Kino und süchtig nach Film. Sie sind gar<br />
überzeugt davon, dass Kino besser sei als Sex, besser<br />
als Liebe. Der Film zeichnet das Portrait einer Obsession,<br />
die keinen Platz lässt für Dinge wie Freunde,<br />
Familie oder Arbeit und welche die Menschen, die<br />
an ihr leiden an den Rand des Ruins bringt.<br />
«Cinemania» war im vergangenen Herbst Teil eines<br />
Filmpodium-Zyklus’, der unter dem Titel «A Beautiful<br />
Mind» dem Thema Gesellschaft und psychische<br />
Krankheit gewidmet war. Bei dieser Veranstaltungsreihe<br />
beschritt das Filmpodium neue Wege, denn<br />
das Programm wurde nicht, wie es immer wieder<br />
vorkommt, zusammen mit anderen <strong>Bieler</strong> Kulturinstitutionen<br />
zusammengestellt, sondern mit Gesundheitsfachleuten.<br />
Dem Arzt und Sozialpsychologen<br />
Eugen Häni, Annette Rausch, leitende Ärztin der<br />
Psychiatrischen Dienste Biel-Seeland-Berner Jura,<br />
sowie dem AK 15, der <strong>Bieler</strong> Therapiestätte für<br />
die Eingliederung von psychisch Kranken in die<br />
Arbeitswelt.<br />
Während des Zyklus’ waren immer Fachleute<br />
anwesend, die in den Film einführten und anschliessend<br />
die Diskussion moderierten. Diese Montagsgespräche<br />
zu Themen wie Psychosen, Borderline-<br />
Störungen, Phobien oder der gesellschaftlichen<br />
Integration von psychisch kranken Menschen entwickelten<br />
sich zu einem intensiven, erst durch den<br />
gemeinsam gesehenen Film in Gang gebrachten,<br />
Dialog. Einen Abend lang war das Filmpodium<br />
dadurch jeweils weit mehr als ein Kino: Es wurde<br />
zur veritablen Begegnungsstätte für Menschen,<br />
die gemeinsam über ein gesellschaftlich wichtiges<br />
Thema nachdenken wollten – ein Höhepunkt des<br />
vergangenen Jahres.<br />
Nicht bei allen Highlights ging es <strong>2007</strong> so tiefschürfend<br />
zu und her. Das sommerliche Open-Air-Programm<br />
zum Beispiel lieferte unter dem Titel «Original<br />
& Remake» ganz unprätentiös gute Filmkost.