Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
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sionelle Beobachter der Realität. Die Abgrenzung zu<br />
Public Relations sei unabdingbar, auch wenn sich<br />
das Publikum längst anderes gewöhnt sei. Aktualität<br />
werde zum Dauerlockstoff, und im Zentrum<br />
stünden längst nicht immer gute Geschichten. Der<br />
Blick auf Klickraten verführe zur Anpassung.<br />
Von Bloggern könnten sich Journalisten inspirieren<br />
lassen und neue Formen der Geschichtenerzählung<br />
entwickeln. Sie pflegen aber die Wahrheit, blieben<br />
loyal, agierten unabhängig und überprüften<br />
die Fakten. Hintergründe erklären, Sachverhalte<br />
einordnen und Zusammenhänge darstellen – das<br />
wollten die Blogger ihrerseits nicht übernehmen.<br />
Die Stärke der Redaktionen sei und bleibe ihre kollektive<br />
Intelligenz. Nun gelte es, sie für alle Medien<br />
professionell zu nützen. Guter Journalismus sei und<br />
bleibe ein Kulturgut.<br />
Wenn von Zeitung gesprochen wird, sei damit die<br />
auf Papier gedruckte Ausgabe gemeint, sagte Beat<br />
Lauber, NZZ-Gruppe. Die Marke, der Titel werde<br />
aber in Zukunft nicht mehr an einem Medium<br />
haften. Als Produkt werde zunehmend der Inhalt<br />
verstanden und nicht mehr ihr Träger. Über welche<br />
Kanäle Content verbreitet wird, richte sich nach den<br />
Bedürfnissen der Leser und Nutzer. Die Informationen<br />
würden zentral abgelegt und den Bedürfnissen<br />
der Nutzer entsprechend verteilt oder zugänglich<br />
gemacht. Die klassische Zeitung bleibe einer<br />
dieser Kanäle, unter vielen anderen.<br />
Die Geschäftsmodelle der Zeitungen richteten sich<br />
deshalb noch stärker nach starken Marken. Die<br />
Informationsfunktion für das politische System,<br />
die Gesellschaft, das ökonomische System und das<br />
Individuum werde bedeutend bleiben. Die Medien<br />
würden um die Zeit und die Aufmerksamkeit der<br />
Nutzer kämpfen.<br />
Poul Melbye, Politiken, berichtet von viel Neuem aus<br />
dem Norden. Dänemark sei quasi das Versuchs labor<br />
der Gratiszeitungen gewesen. Viel früher als in der<br />
Schweiz hätten dort Gratiszeitungen den Markt-<br />
eintritt gewagt. Drei nationale Blätter stünden den<br />
Leserinnen und Lesern täglich zu Verfügung. Als<br />
dänische Besonderheit würden die Gratiszeitungen<br />
direkt nach Hause geliefert. Aktualität gewinne in<br />
unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung.<br />
Zuerst würden die Neuigkeiten meist im Internet<br />
erscheinen. Die Zeitungen publizierten die Artikel<br />
viel zu spät, könnten keine Updates vornehmen<br />
und seien in Herstellung und Vertrieb zu teuer. Sie<br />
sollten die Realität noch besser reflektieren, bereits<br />
vorhandene News erweitern und ihnen den nötigen<br />
journalistischen Feinschliff verleihen. Am nächsten<br />
Tag könnten die Leser besser recherchierte Artikel in<br />
der Zeitung geniessen und diese in aller Ruhe lesen,<br />
ganz anders als auf einer Internet-News-Seite.<br />
Gilles Marchand, Télévision Suisse Romande: «Das<br />
Fernsehen versucht, sich der digitalen Welt anzupassen.<br />
So werden die besten Filme der Web-Site<br />
moncinema.ch auf TSR ausgestrahlt und somit einer<br />
breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.» Das<br />
heisse, dass gelungener Content, von Amateuren<br />
produziert, seinen Weg in ein Medium finde, das<br />
bisher ausschliesslich von Profis gestaltet wurde.<br />
Ein öffentlicher Sender müsse für diese Interaktion<br />
offen sein und Inhalte auf mehreren Kanälen<br />
in mediengerechter Form bereitstellen. TSR zeige<br />
Sendungen auch auf Web-Sites und veröffentliche<br />
dazu persönliche Kommentare der Zuschauer. Für<br />
TSR gehe es darum, in der globalisierten audiovisuellen<br />
Welt einen optimalen Service zu bieten.<br />
Es gelte, die Eigenproduktionen als eigentliches<br />
Kapital des Senders zu verwerten und für längere<br />
Zeit zu erhalten.<br />
Das gilt auch für die Referate der Comdays, welche<br />
unter www.comdays.ch in voller Länge und inklusive<br />
Begleitpräsentation im Internet zur Verfügung<br />
stehen.<br />
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