Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
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Keltenbrücke: Im Garten<br />
des Museums wurde eine<br />
Brücke rekonstruiert,<br />
wie sie auch in La Tène<br />
gestanden hatte. Sie<br />
war das Ergebnis einer<br />
engen Zusammenarbeit<br />
von Archäologen und<br />
Holzbauspezialisten und<br />
erfüllte einen doppelten<br />
Zweck: Das Publikum<br />
lernte, die Konstruktionstechnik<br />
der Kelten kennen,<br />
die Forscher sammelten<br />
Erfahrungen.<br />
Foto: Zone2<br />
Die Sonderausstellung zum Jubiläum der Entdeckung<br />
von La Tène, die Publikationen, die anlässlich<br />
des «Keltenjahrs <strong>2007</strong>» erschienen sind und das<br />
Anfang <strong>2007</strong> lancierte Nationalfondsprojekt waren<br />
gleichsam die kriminaltechnische Wiederaufnahme<br />
der bisherigen Untersuchungen. Alles, was über<br />
den Fundort La Tène und sein Umfeld geforscht<br />
worden war, wurde wieder aufgerollt, neu untersucht<br />
und ausgewertet. Ein Team von Archäolo-<br />
gen, Anthropologen, Archäozoologen, Dendrologen<br />
und Historikern setzte sich zum Ziel, mit verbesserten<br />
Forschungsmethoden und auf Grund neuer<br />
Erkenntnisse aufzuklären, welche Bedeutung den<br />
rund 3000 «Beweisstücken» beizumessen ist. Der<br />
«Lokaltermin» versprach, dass der Fall La Tène endlich<br />
aufgeklärt würde.<br />
EINE BRÜCKE BAUEN – WIE DIE KELTEN<br />
Stolze 30 Meter lang und bis zu 2 Meter hoch war<br />
sie, die rekonstruierte keltische Holzbrücke, die<br />
im Garten des Museums Schwab die Besucherinnen<br />
und Besucher in ihren Bann zog. Ein durchaus<br />
gewollter Effekt, denn die Brücke sollte ein emotionales<br />
Erlebnis als Einstieg in die Sonderausstellung<br />
«La Tène. Die Untersuchung. Die Fragen. Die Antworten»<br />
bieten. Und dem Publikum plastisch vor<br />
Augen führen, welch grossartige ingenieurtechnische<br />
Leistung im keltischen Brückenbau steckte.<br />
Der Brückennachbau ist das Ergebnis einer engen,<br />
mehrere Monate dauernden Zusammenarbeit von<br />
Archäologen aus dem Museum Schwab und dem<br />
Laténium Hauterive sowie Holzbauspezialisten der<br />
Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau<br />
in Biel. Aufgebaut wurde die Brücke von Bauprojekte,<br />
Stiftung GAD, Brügg. Auch mit zeitgenössischem<br />
Know-how war dieses Bauwerk eine organisatorische<br />
und technische Herausforderung. Die<br />
Forscher konnten dabei, wie in der experimentellen<br />
Archäologie, wichtige Erfahrungen sammeln.<br />
Als Vorbild für die Rekonstruktion – insgesamt<br />
wurden 22 Kubikmeter Fichtenholz verbaut – diente<br />
die 1965 entdeckte, gut dokumentierte Keltenbrücke<br />
von Cornaux-Les-Sauges NE. In einem ersten Schritt<br />
wurden die Träger im Abstand von 6 bis 8 Metern<br />
zusammengestellt und dann die Tragkonstruktion<br />
für die Fahrbahn aufgesetzt.<br />
Rätsel gaben beim Nachbau die Konstruktionsverbindungen<br />
auf. Zwei Möglichkeiten kamen für die<br />
Verbindung der Fundierungspfähle mit den Querträgern<br />
in Frage: die Gabelverbindung und die Zapfung.<br />
Für den Brückenbau wurde wohl die letztere,<br />
stabilere verwendet. Die Längsbalken, welche die<br />
aus Ästen und Rundhölzern bestehende «Fahrbahn»<br />
trugen, waren vermutlich mittels Einkerbungen<br />
in den Querbalken verankert. Die seitlichen<br />
Doppelstützen, welche die Stabilität der Brücke zu<br />
sichern hatten, waren möglicherweise mittels eines<br />
Querzapfens und Keilen oder Bolzen zusammengefügt.<br />
Die Kelten benutzten für ihre Holzbauten<br />
keine Eisennägel.<br />
Die Autoren<br />
Madeleine Betschart, Leiterin Museum Schwab; Margrit<br />
Wick-Werder, Historikerin; Richard Otth, Archäologe.