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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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226<br />

Keltenbrücke: Im Garten<br />

des Museums wurde eine<br />

Brücke rekonstruiert,<br />

wie sie auch in La Tène<br />

gestanden hatte. Sie<br />

war das Ergebnis einer<br />

engen Zusammenarbeit<br />

von Archäologen und<br />

Holzbauspezialisten und<br />

erfüllte einen doppelten<br />

Zweck: Das Publikum<br />

lernte, die Konstruktionstechnik<br />

der Kelten kennen,<br />

die Forscher sammelten<br />

Erfahrungen.<br />

Foto: Zone2<br />

Die Sonderausstellung zum Jubiläum der Entdeckung<br />

von La Tène, die Publikationen, die anlässlich<br />

des «Keltenjahrs <strong>2007</strong>» erschienen sind und das<br />

Anfang <strong>2007</strong> lancierte Nationalfondsprojekt waren<br />

gleichsam die kriminaltechnische Wiederaufnahme<br />

der bisherigen Untersuchungen. Alles, was über<br />

den Fundort La Tène und sein Umfeld geforscht<br />

worden war, wurde wieder aufgerollt, neu untersucht<br />

und ausgewertet. Ein Team von Archäolo-<br />

gen, Anthropologen, Archäozoologen, Dendrologen<br />

und Historikern setzte sich zum Ziel, mit verbesserten<br />

Forschungsmethoden und auf Grund neuer<br />

Erkenntnisse aufzuklären, welche Bedeutung den<br />

rund 3000 «Beweisstücken» beizumessen ist. Der<br />

«Lokaltermin» versprach, dass der Fall La Tène endlich<br />

aufgeklärt würde.<br />

EINE BRÜCKE BAUEN – WIE DIE KELTEN<br />

Stolze 30 Meter lang und bis zu 2 Meter hoch war<br />

sie, die rekonstruierte keltische Holzbrücke, die<br />

im Garten des Museums Schwab die Besucherinnen<br />

und Besucher in ihren Bann zog. Ein durchaus<br />

gewollter Effekt, denn die Brücke sollte ein emotionales<br />

Erlebnis als Einstieg in die Sonderausstellung<br />

«La Tène. Die Untersuchung. Die Fragen. Die Antworten»<br />

bieten. Und dem Publikum plastisch vor<br />

Augen führen, welch grossartige ingenieurtechnische<br />

Leistung im keltischen Brückenbau steckte.<br />

Der Brückennachbau ist das Ergebnis einer engen,<br />

mehrere Monate dauernden Zusammenarbeit von<br />

Archäologen aus dem Museum Schwab und dem<br />

Laténium Hauterive sowie Holzbauspezialisten der<br />

Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau<br />

in Biel. Aufgebaut wurde die Brücke von Bauprojekte,<br />

Stiftung GAD, Brügg. Auch mit zeitgenössischem<br />

Know-how war dieses Bauwerk eine organisatorische<br />

und technische Herausforderung. Die<br />

Forscher konnten dabei, wie in der experimentellen<br />

Archäologie, wichtige Erfahrungen sammeln.<br />

Als Vorbild für die Rekonstruktion – insgesamt<br />

wurden 22 Kubikmeter Fichtenholz verbaut – diente<br />

die 1965 entdeckte, gut dokumentierte Keltenbrücke<br />

von Cornaux-Les-Sauges NE. In einem ersten Schritt<br />

wurden die Träger im Abstand von 6 bis 8 Metern<br />

zusammengestellt und dann die Tragkonstruktion<br />

für die Fahrbahn aufgesetzt.<br />

Rätsel gaben beim Nachbau die Konstruktionsverbindungen<br />

auf. Zwei Möglichkeiten kamen für die<br />

Verbindung der Fundierungspfähle mit den Querträgern<br />

in Frage: die Gabelverbindung und die Zapfung.<br />

Für den Brückenbau wurde wohl die letztere,<br />

stabilere verwendet. Die Längsbalken, welche die<br />

aus Ästen und Rundhölzern bestehende «Fahrbahn»<br />

trugen, waren vermutlich mittels Einkerbungen<br />

in den Querbalken verankert. Die seitlichen<br />

Doppelstützen, welche die Stabilität der Brücke zu<br />

sichern hatten, waren möglicherweise mittels eines<br />

Querzapfens und Keilen oder Bolzen zusammengefügt.<br />

Die Kelten benutzten für ihre Holzbauten<br />

keine Eisennägel.<br />

Die Autoren<br />

Madeleine Betschart, Leiterin Museum Schwab; Margrit<br />

Wick-Werder, Historikerin; Richard Otth, Archäologe.

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