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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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48<br />

Möösli 1, kurz nach dem<br />

Einzug der ersten Familien.<br />

Archives de la construction<br />

moderne, EPFL Lausanne<br />

(Fonds Lanz)<br />

Auf dem gemeindeeigenen Land im Beundenacker<br />

und im Möösliacker sollte die Wohnungspolitik des<br />

roten Biel in grossem Stil umgesetzt werden.<br />

DIE IDEE DER GARTENSTADT<br />

Die 20er­Jahre des letzten Jahrhunderts waren eine<br />

Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs. Nach den<br />

Wirren des Ersten Weltkriegs wurden neue Formen<br />

des Zusammenlebens gesucht. In der Architektur<br />

entstand in Deutschland die Bewegung des Neuen<br />

Bauens. Ein prominenter Vertreter dieser Bewegung<br />

war der <strong>Bieler</strong> Architekt Eduard Lanz, der spätere<br />

Erbauer des Volkshauses. Er hatte die Vision, im<br />

Möösliacker eine Gartenstadt nach den Vorstellungen<br />

des Neuen Bauens zu verwirklichen. Im November<br />

1926 legte er einen Überbauungsvorschlag vor,<br />

der das ganze Gebiet zwischen Beundenweg und<br />

Möösliweg sowie zwischen Bermenstrasse und<br />

Bärletweg umfasste: neun Wohnhöfe, umfasst durch<br />

je vier Reihenbauten mit jeweils 24 bis 30 Einfamilienhäusern,<br />

die Kiesgrube im Möösliacker als Spielplatz<br />

und eine einzige Erschliessungsstrasse – die<br />

Pestalozzi­Allee – durch die Mitte der Siedlung. Die<br />

erste Etappe dieses Überbauungsvorschlags wurde<br />

1927 durch die Allgemeine Bau­ und Wohngenossenschaft<br />

(ABW) realisiert, die so genannten «roten<br />

Blöcke» zwischen Möösliweg und Pestalozziallee.<br />

Diese erste Wohn­Siedlung im Möösli mit 24 Reiheneinfamilienhäusern<br />

– mit dem Wohnhof samt<br />

Spielplatz bei den Eingängen und den Gärten hinter<br />

jeder Wohnung – gilt als Mustersiedlung des Neuen<br />

Bauens. Auch im Innern waren die Wohnungen<br />

einheitlich gestaltet. Badezimmer und Waschküche<br />

lagen beim hinteren Ausgang in den Garten. Die<br />

Küchen waren Platz sparend und arbeitspraktisch<br />

eingerichtet.<br />

Anita Mohler­Cina wohnt seit ihrer Kindheit in<br />

einem dieser Reiheneinfamilienhäuser der Überbauung<br />

Möösli 1. Sie war eine von rund 80 Kindern<br />

und Jugendlichen, die damals in den vier Wohnblöcken<br />

wohnten. Sie erinnert sich:<br />

«Wir haben uns fast nur draussen aufgehalten – die<br />

Wohnungen sind ja klein. Kinder hatten wir genug zum<br />

Spielen; es lief immer etwas, wurde nie langweilig. Wir<br />

haben «klüggerlet, bällelet, Jagis gmacht» – wir haben<br />

alles gemacht was man konnte, aber hauptsächlich im<br />

Freien. Die Grube war sehr wichtig. Wir spielten Ball, die<br />

Grossen Fussball. Es gab klare Regeln. Mitspielen durfte<br />

man erst ab einem gewissen Alter. Es gab so Gruppen:<br />

die Kleinen, die Mittleren und die Grossen. Bei gewissen<br />

Sachen durften wir Kleinen überhaupt nicht dabei sein –<br />

erst wenn wir dann in die Schule kamen, vorher nicht.<br />

Aber es war eine schöne Zeit, wirklich schön. Wenn ich<br />

manchmal Leute treffe, die hier mit mir aufgewachsen<br />

sind, sagen sie auch immer, auch wenn sie schon Jahrzehnte<br />

weg sind: Wir haben halt schon eine schöne Jugend<br />

gehabt im Möösli. Wir hatten nicht den besten Ruf – wir<br />

waren eher ein wenig die Armen. Aber wir hatten trotzdem<br />

unseren Stolz, und wir waren glücklich».<br />

DIE ZWEITE ETAPPE<br />

Drei Jahre später, 1930/31, wurde die zweite<br />

Etappe der von Eduard Lanz geplanten Überbau­

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