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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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zu, und viele Leute fühlen sich hier nicht mehr zu<br />

Hause. Auch in den mittelalterlichen Städten gab<br />

es das. Klöster, Armenhäuser und Spitäler suchten<br />

diese Not zu lindern. Die damaligen Häuser der<br />

Regeneration müssen wir durch neue ersetzen.<br />

Was ist hier mit Regeneration gemeint?<br />

Aus meiner langjährigen psychotherapeutischen<br />

Praxis als Leiter der Kantonalen Erziehungsberatung<br />

Biel Seeland heraus kenne ich diese gesellschaftlichen<br />

Probleme sehr genau. Ich weiss, dass<br />

über Einzelhilfe hinaus verschiedene therapeutische<br />

Bemühungen möglichst informell kombiniert<br />

und zusammengeführt werden müssen. Dafür<br />

müssen aber auch Kraft spendende Orte, eben Orte<br />

der Regeneration, gefunden werden, Orte, wo man<br />

wieder zu sich kommen kann.<br />

Der Standort Dufour ist dafür ideal und birgt<br />

zudem, wie wir gesehen haben, ein soziales Vermächtnis.<br />

Biel hatte seinerzeit bei der Säkularisierung<br />

der Kommende versprochen, das Haus als<br />

Freistatt offen zu halten und hat es später als Spital<br />

und Armenhaus betrieben. Ähnlich wie heute in der<br />

Landschaft Lebewesen Biotope brauchen, um vor<br />

dem extremen Zivilisationsdruck Schutz zu finden,<br />

sind wir gezwungen, für die Bewohner unserer<br />

immer unwirtlicher werdenden Städte solche Oasen<br />

zu schaffen. Therapie und Gefängnis können nicht<br />

alles.<br />

Wie kam es zum Konzept «Haus der Re-Generation»?<br />

Autor des Projektes ist eine Arbeitsgruppe, welche<br />

unter dem Präsidium des Bildungs­, Sozial­ und<br />

Kulturdirektors arbeitete. Zwanzig Persönlichkeiten<br />

aus Fachwelt und Politik berieten sie. Die<br />

Federführung hatte Peter Lehmann von der sanu.<br />

In der Arbeitsgruppe arbeiteten zeitweise auch<br />

Verantwortliche vom Hochbauamt und der Finanzdirektion<br />

mit.<br />

Nun zum Konzept. Das heutige Dufourschulhaus,<br />

das nun schon seit Sommer <strong>2007</strong> leer steht, hat<br />

wie gesagt eine lange Tradition als Haus der Bil­<br />

dung, aber auch der fürsorglichen Unterstützung<br />

Bedürftiger. Als das Gebäude 2001 zum ersten<br />

Mal im <strong>Bieler</strong> Manifest diskutiert wurde, war es<br />

selber äusserst bedürftig geworden. Abriss drohte.<br />

Eigentlich hatte es nur überlebt dank selbstloser<br />

Unterhaltsarbeiten von Schülern und Lehrern des<br />

damals einquartierten 10. Schuljahrs. Die beiden im<br />

Hause tätigen Lehrer Bruno Vögeli und Christoph<br />

Lörtscher verhalfen zudem mit ihren sorgfältigen<br />

Recherchen und einer gelungenen Imagekampagne<br />

2001 und 2002 dem Dufourschulhaus zu neuer historischer<br />

Identität. Sie schützten in der Expo02­Zeit<br />

Biel vor einer Blamage. Aber gleichzeitig stellten sie<br />

uns allen die Frage: Was nun mit dem alten Haus?<br />

So begann unsere Konzeptarbeit.<br />

Im Vordergrund stand also das baufällige Haus?<br />

Ja, am Anfang schon. Aber dann wurde bald auch<br />

klar, dass alle in Biel ratlos waren, was man mit ihm<br />

in Zukunft tun könnte. Von Parkhaus, von Warenhaus<br />

und von Verwaltung war die Rede. Die Architekturhochschule<br />

wurde angeworben – alles erfolglos.<br />

Das Haus liess sich einfach nicht rentabilisieren.<br />

DAS BIELER MANIFEST<br />

Das <strong>Bieler</strong> Manifest wurde 1991 von Rolf von<br />

Felten ins Leben gerufen. Der Verein versteht<br />

sich als Forum einer nachdenklichen Dialogkultur<br />

und der praktischen Nachhaltigkeit,<br />

die das Überleben auf diesem Planeten und<br />

das verantwortungsvolle Leben in der Stadt<br />

Biel und im Seeland zum Ziel hat.<br />

Die Mitglieder des <strong>Bieler</strong> Manifests treffen<br />

sich regelmässig mit der Absicht, gemeinsam<br />

zu essen, zu diskutieren und zu disputieren.<br />

Manchmal entstehen daraus Publikationen,<br />

Aktivitäten, öffentliche Auftritte oder konkrete<br />

Projekte wie dasjenige des Hauses der<br />

Regeneration.<br />

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