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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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56<br />

Nach politischem Kampf<br />

vor Überbauung bewahrt:<br />

Spielwiese<br />

weg.<br />

am Bärlet­<br />

1960 war er bei der Stadt angestellt. Ich arbeitete im<br />

Blauen Kreuz – dort haben wir uns kennen gelernt. Man<br />

hatte ihm seinerzeit versprochen, er bekomme wieder eine<br />

Wohnung hier, wenn er heirate. Damals gab es da keine<br />

Wohnungen für Alleinstehende und es wurde auch gefordert,<br />

dass man in die sozialdemokratische Partei eintrete,<br />

damit man hier überhaupt eine Wohnung bekam.<br />

Mir kam alles eng vor hier, die Wohnung und auch die<br />

Umgebung irgendwie. 1966 bekamen wir die erste Tochter,<br />

1968 die zweite, und dann fiel mir noch mehr auf,<br />

wie alles so klein und eng war. Als sie dann in die Schule<br />

kamen und Entscheidungen anfielen wegen Musikunterricht<br />

und so, merkte man plötzlich, dass dies schlichtweg<br />

nicht möglich war. Es wäre für mich eine zu grosse<br />

Belastung gewesen, die Kinder in eine Musikschule zu<br />

schicken; dann hätten sie in dieser ringhörigen Wohnung<br />

üben müssen. Das wäre für die Kinder und für mich eine<br />

zu grosse Belastung gewesen und so hat man darauf verzichtet.»<br />

1968 wurde ihr Mann, Werner, in den Kirchgemeinderat<br />

gewählt. Er erhielt Mitte der 70er­Jahre den Auftrag,<br />

ein Sonntagsschullokal im Quartier zu suchen.<br />

Man dachte daran, für diesen Zweck eine Wohnung<br />

zu mieten. Irma Rutschi war skeptisch: Zu eng und<br />

ringhörig waren die Wohnungen. Es brauchte eine<br />

grosszügigere Lösung. Schliesslich suchte sie Unterstützung<br />

beim städtischen Schulamt.<br />

«Meine erste Begegnung mit Willi Bernhard, damals<br />

Leiter des Schulamtes, werde ich nie mehr vergessen.<br />

Wir verstanden uns sofort. Er verstand unsere Gedanken,<br />

Zielsetzungen, eine Art Visionen. Ich konnte ihm das<br />

aus der eigenen Erfahrung gut erklären. Das Gespräch<br />

verlief positiv, er versprach mitzudenken. Das brachte<br />

man dann wieder in den Kirchgemeinderat, ob sie bereit<br />

seien, die Sache weiter zu verfolgen, sonst würde man<br />

die Suche abbrechen, es sei nicht so eine einfache Sache<br />

wie sie sich das vorstellen würden. Man begann dann<br />

Leute im Quartier zu suchen, die mithelfen könnten. Für<br />

mich war von Anfang an ganz klar: Das musste politisch<br />

und konfessionell neutral laufen; ich war nie in Parteien,<br />

wollte selbst entscheiden.»<br />

Es bildete sich eine Arbeitsgruppe, in der auch die<br />

katholische Kirchgemeinde und die Stadt vertreten<br />

waren. Viele Ideen wurden entwickelt,<br />

«Aber es scheiterte immer wieder an den Finanzen. Alle<br />

waren gut eingestellt, alle fanden es eine gute Sache – sie<br />

würden uns bewundern –, aber es war einfach eine harte<br />

Sache».<br />

Nach monatelangen Verhandlungen innerhalb der<br />

Kirchgemeinden zeichnete sich eine Lösung ab:<br />

«Die Stadt sagte, wir helfen euch, wenn ihr einen Partnerschaftsvertrag<br />

mit den Kirchen zustande bringt, dann<br />

sind wir auch bereit. So ging es Schritt für Schritt mühsame<br />

Wege.<br />

Die Hartnäckigkeit hat sich schliesslich gelohnt und<br />

das Dranbleiben, immer mit präzisen Argumenten<br />

kommen. Das forderte mich schandbar heraus, weil für<br />

mich stimmte es nicht: Auf der einen Seite wollte man<br />

Gemeinschaft fördern, auf der anderen Seite hat man sich<br />

mit den Finanzen gewehrt, war es dann doch wieder nicht<br />

nötig und so. Das gab mir einen Stich und ich habe halt<br />

auch gekämpft.<br />

Das Vertrauen haben sie uns dann erst gegeben, nachdem<br />

das Mööslifest so erfolgreich war. Da bin ich explodiert.<br />

Ich habe gesagt, wenn das so harzt und ihr uns immer

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