Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
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Paul Moser<br />
1932–<strong>2007</strong><br />
Paul Mosers Eltern führten ein Coiffeurgeschäft an<br />
der Collègegasse in Biel. Wenig später zügelten sie,<br />
an die Neumarktstrasse, wieder wenig später an<br />
die Nidaugasse. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs<br />
war für den siebenjährigen Knaben ein eindrückliches<br />
Ereignis. Kurz darauf zogen die Eltern<br />
ins Bauerndorf Kerzers im Kanton Freiburg. Dort<br />
musste der Bub, der in Biel ohne Prüfung ins Progymnasium<br />
gekommen war, zurück in die Primarschule.<br />
Die spätere Prüfung für die Sekundarschule<br />
von Kerzers bestand er. Nach wenigen Jahren schon<br />
zügelte die Familie wieder, diesmal nach Ligerz.<br />
Paul war nun in der 9. Klasse. Also an sechs verschiedenen<br />
Adressen hat er seine Jugend verbracht,<br />
maximal fünf Jahre am selben Ort bleiben dürfen.<br />
Später hat er oft bedauert, dass es ihm als Kind nicht<br />
vergönnt gewesen sei, sesshaft zu werden, Wurzeln<br />
zu schlagen.<br />
Nach drei Jahren kaufmännischer Lehre bei Dettwiler<br />
& Co., Vorhang- und Tapeziererartikel en gros,<br />
in Biel zog auch die Familie zurück in die Stadt. Es<br />
folgten Rekrutenschule, Unteroffiziersschule und<br />
Offiziersschule, mit jeweiligem Abverdienen. Zwischendurch<br />
arbeitete Paul Moser in der General<br />
Motors.<br />
Für ein paar Monate ging er nach London, um Englisch<br />
zu lernen. Das war 1953, zur Zeit der Smogkatastrophe<br />
mit 4000 Toten. Zwei Jahre später zog<br />
es Paul Moser nach Barcelona, um als deutschsprachiger<br />
Export/Import-Korrespondent in einer spanisch-deutschen<br />
Firma zu arbeiten. Dann ein Jahr<br />
nach Paris, zu einer französisch-deutschen Firma.<br />
Dort hat er erlebt, was «Blechlawine» bedeutet:<br />
Jeden Sonntagabend kämpften sich Hunderttausende<br />
Autofahrer im Schritttempo zurück in die<br />
französische Metropole: die Strassen verstopft, die<br />
Luft fürchterlich verpestet. Dann sechs Monate in<br />
New York bei Mercedes-Benz. Dort ist Paul Moser<br />
aufgegangen, was es bedeutet, wenn man den Automotor<br />
nicht abstellt, wenn das Auto still steht: Im<br />
langen Lincoln-Tunnel blieb der Verkehr wegen<br />
eines Unfalls stundenlang stecken – bei laufenden<br />
Motoren.<br />
Anschliessend verbrachte Paul Moser fast zwei Jahre<br />
in San Francisco in einer riesigen amerikanischen<br />
Ice-Cream-Firma mit einem dazumal schon riesigen<br />
Millionen-Werbebudget. Dort war er begeistert von<br />
der frischen Luft, die der Pazifik heranführte und<br />
davon, wie die Leute Sorge trugen zu ihrer schönen<br />
Stadt. Es hat ihn tief beeindruckt, dass eine Bürgerinitiative<br />
nach jahrelangem Kampf die Verschandelung<br />
der Stadt durch den Bau einer Autobahn auf<br />
Stelzen zu stoppen vermochte.<br />
Amerika war das Land der Reklame, und Paul Moser<br />
nutzte es, um diese Zukunftsbranche zu erlernen, in<br />
der Praxis, in Schulen und in Kursen. Danach kam er<br />
zurück nach Biel, wo er 1959 im Haus seiner Eltern<br />
an der Neumarktstrasse eine Werbeagentur gründete.<br />
In New York hatte Paul Moser seine spätere Ehefrau<br />
Alice, eine Schweizer Airhostess, kennengelernt.<br />
Geheiratet wurde im Juni 1957 zivil in San Francisco<br />
und später in der Schweiz kirchlich, in Ligerz, im<br />
Beisein der Familien.<br />
Alice half im Unternehmen tatkräftig mit. Daneben<br />
gebar sie die drei Söhne Arthur, Petsch und Bruno<br />
und zog sie auf. 1960 stellten Paul und Alice in Prés<br />
d’Orvin ein Mobilhome auf, um fünf Jahre später<br />
am selben Platz ihr eigenes Haus zu bauen, welches<br />
sie 1970 und 1984 erweiterten.<br />
Als Paul Moser Anfang der 60er-Jahre zur Erkenntnis<br />
kam, die Schweiz sei im Begriff, die gleichen<br />
Paul Moser.<br />
Foto: Peter Samuel Jaggi<br />
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