Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
60<br />
immer wieder sorgen werden. Auch das gehört dazu und<br />
ist ein Zeichen für die Lebendigkeit. Die Grösse beziehungsweise<br />
Kleine der gewälzten Probleme zeigt mir auch,<br />
dass es uns in unserem Quartier wirklich gut geht.»<br />
ABBILD DER GESELLSCHAFTLICHEN ENT-<br />
WICKLUNG<br />
Die Siedlungsgeschichte des Möösliquartiers spiegelt<br />
ganz markant allgemeine gesellschaftliche<br />
und städtebauliche Entwicklungen der Schweiz im<br />
20. Jahrhundert. Der soziale Wohnungsbau Ende<br />
der 20erJahre und nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
prägt das Gesicht des Quartiers: flächendeckende<br />
Genossenschaftssiedlungen. Die Einfamilienhäuser<br />
siedelten sich typischerweise am Rand des Quartiers<br />
an: zunächst am Eingang des Beundenweges<br />
und im oberen Teil des Rebhügels, viel später dann<br />
am Riedweg und am Ligusterweg. Auch die Eigentumswohnungen<br />
am Dahlienweg, Ende der 80er<br />
Jahre erstellt, passen in dieses Bild.<br />
Das Neubaugebiet im Madretschried ist Ausdruck<br />
einer neuen Wohnungspolitik der Stadt: Oberstes<br />
Ziel ist dabei, die Abwanderung in die Agglomeration<br />
aufzuhalten. Lukrative Eigentumswohnungen,<br />
individuelle Einfamilienhäuser und privater Bodenbesitz<br />
machen zusammen mit der ruhigen Wohnlage<br />
am Waldrand das Gebiet attraktiv.<br />
Beim ersten Entwicklungsstadium des Quartiers<br />
Ende der 20erJahre und nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
ging es darum, «den Wohnungsbedarf der zugewanderten<br />
minderbemittelten Bevölkerung zu decken»<br />
(Guido Müller), durch genossenschaftlichen Wohnungsbau<br />
und eine Bodenpolitik, die öffentliches<br />
Land im Baurecht zur Verfügung stellte.<br />
Beim zweiten Entwicklungsstadium ab 1977 ging es<br />
darum, die Abwanderung aufzuhalten, gut verdienende<br />
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in der<br />
Stadt zu halten und neu anzusiedeln durch individuellen<br />
Wohnungsbau und Privatbesitz. Natürlich<br />
gibt es in beiden Entwicklungsstadien Mischformen.<br />
Entscheidend für das Gesicht eines Quartiers sind<br />
aber nicht die Wohnformen und die Eigentumsverhältnisse,<br />
sondern die Lebensqualität. Diese war<br />
im Möösli seit den Anfängen gross: eine dörfliche<br />
Atmosphäre mit einer städtischen Infrastruktur, in<br />
der Nachbarschaftshilfe kein Fremdwort ist und<br />
Initiativen zur Belebung des Gemeinschaftsgefühls<br />
auf traditionell guten Boden fallen. Maria Joos:<br />
«Manchmal habe ich Lust, durchs Quartier zu streifen.<br />
Hier lebe ich schon lange, seit 26 Jahren. Hier erlebe ich<br />
den Wandel, dem alles unterworfen ist, hautnah. Ich bin<br />
hier verwurzelt. Darum bin ich gerne hier, auch weil es<br />
viele Kinder hat, und Katzen, und Menschen, auf die ich<br />
mich verlassen kann. Und weil ich genau weiss, wo ich<br />
hier im Frühling Veilchen finde».<br />
Diese Lebensqualität bleibt hoffentlich auch in<br />
Zukunft ein Kennzeichen dieses Quartiers. Die<br />
15jährige Nadine Inhelder:<br />
«Wenn ich ans Möösli denke, kommen mir extrem viele<br />
schöne Erinnerungen in den Sinn. Ich freue mich jedes<br />
Mal, wenn ich aus den Ferien, aus einem Lager oder aus<br />
der Schule komme, wieder da bei mir zu Hause zu sein.<br />
Und ich hoffe, dass die Atmosphäre im Möösli noch lange<br />
so schön bleibt.»<br />
Dieser Text und die Bilderzusammenstellung stammen<br />
aus der DVD «Gesichter eines Quartiers. Die<br />
Siedlungsgeschichte des Möösli». Idee und Realisation:<br />
Josef Kaufmann. Copyright: Quartierverein Möösli.