Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
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Sammlung Robert (bis 1998). Mitglied der Neuhaus-<br />
Stiftung (bis 1998). Gründungsmitglied der Stiftung<br />
Centre PasquArt, heute Mitglied des Stiftungsausschusses.<br />
Seit 2002 Präsident der Kantonalen Kommission für<br />
allgemeine kulturelle Fragen.<br />
LAUDATIO FÜR RUDOLF HADORN<br />
Samuel Moser<br />
Sie werden mir gestatten, dass ich über einen Freund,<br />
meinen Kollegen und Lehrer nicht reden werde, als<br />
würde ich ihn nicht kennen. Wenn nicht: Nehmen<br />
Sie es einfach hin. Ich werde allerdings auch nicht<br />
reden, als würde ich ihn kennen. Dazu kenne ich<br />
ihn zu gut, als dass ich sagen könnte: Ich kenne ihn.<br />
«Was heisst schon kennen?» steht bei Georg Büchner.<br />
Man müsste die Schädeldecke öffnen. Das werde ich<br />
unterlassen: Meine chirurgischen Fähigkeiten sind<br />
zu gering.<br />
Also Mutmassungen, Indizienbeweise. Weil für<br />
Ruedi Hadorn, den ich mir am liebsten als Renaissancemenschen<br />
vorstelle, Kultur nur ein anderes<br />
Wort ist für Weite, ist die Spurensuche jedoch nicht<br />
einfach. Ich werde mich hüten, ihm hier abschliessend<br />
die Meriten zu lesen. Nur ein paar Marken<br />
seines Wirkens: Schweizerische Plastikausstellung,<br />
Neukonzeption des Städtebundtheaters,<br />
<strong>Bieler</strong> Kunstverein, Städtische Kunstkommission,<br />
Stiftung Robert Walser, <strong>Bieler</strong> Kulturpreis, Kommission<br />
für historische Sammlungen, Stiftung<br />
Sammlung Robert, Neuhaus-Stiftung, Stiftung<br />
Centre PasquArt, kantonale Kommission für allgemeine<br />
kulturelle Fragen. Der Mann hat Spuren<br />
hinterlassen. Und das heisst: Er ist nicht einfach<br />
in die Fussstapfen anderer getreten. Er hat vorgespurt,<br />
gepfadet, Stufen geschlagen, Haken<br />
gesetzt. Aber wenn ich ihn heute loben soll, dann<br />
lobe ich ihn nicht für sein Vorausgehen, sondern<br />
für sein Mitgehen, das mit Mitlaufen nichts zu<br />
tun hat.<br />
Wenn ich über dich rede Ruedi – Rudolf geht mir<br />
nicht über die Lippen, zuviel Habsburg –, muss ich<br />
die richtigen Wörter finden. Dabei erfahre ich, wie<br />
viele im Zusammenhang mit dir nicht gehen. Verstehe<br />
das als mein schönstes, mein persönlichstes,<br />
das mich selber am meisten verpflichtende Kompliment.<br />
Es sind all die Wörter, an die wir uns gewöhnt haben,<br />
wenn wir über Politik, Kultur, Kunst, Künstler, Förderung<br />
und Vermittlung et cetera sprechen. Und<br />
immer wieder zu gewöhnen bereit sind. Ich will sie<br />
nicht nennen hier. Statt dessen ein Zitat der kürzlich<br />
verstorbenen ersten Trägerin des Robert-Walser-Preises,<br />
Marianne Fritz. Ein Satz, den sie ihrem<br />
Lektor geschrieben hat. Ein Satz hinter die Ohren<br />
all derer, die in irgendeiner Weise mehr mit Kunst<br />
und Künstlern zu tun haben als sich die Füsse für<br />
den neusten Harry Potter in den Bauch zu stehen.<br />
Sie schreibt: «Wenn Übereinkünfte nur mehr an<br />
dieser oder jener Wirklichkeit vorbei wirksam sind,<br />
ich aber finde, diese oder jene Übereinkunft schädigt,<br />
glättet, behindert, stutzt zurecht, vereinfacht,<br />
verflacht, deckt zu, macht ruhig, wo Unruhe ist,<br />
vollendet, was eine Ruine ist, schafft Übersicht, wo<br />
keine ist; da sag ich mir dann: So nicht, liebes Wort,<br />
liebes Zeichen. Du leistest noch viel mehr, wenn es<br />
dir zugebilligt wird.»<br />
Wenn jemand die Anerkennung für kulturelle Verdienste<br />
verdient hat, dann Ruedi Hadorn. Das kann<br />
man sagen, das wird niemand bezweifeln. Aber<br />
wir zeichnen heute nicht einfach jemanden aus, der<br />
sich unermüdlich, gewissenhaft und generös für die<br />
Kultur in dieser Stadt und über sie hinaus einsetzt.<br />
Da ist noch mehr. Die heutige Anerkennung gilt<br />
auch dem, was sie nicht abgelten kann.<br />
Auch an das Wort verdienen will ich mich nicht<br />
gewöhnen. Es hat mit Dienen zu tun. Und dieses<br />
wiederum mit Service und dieser wiederum mit