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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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zu denen, die etwas bauen, sind auch die Bauern<br />

zu rechnen. Das Leben kann uns nicht bilden, wenn<br />

wir ihm den Boden nicht vorbereiten. Ruedi Hadorn<br />

geht es um die Fundamente der Dinge. Dazu braucht<br />

es nicht Fundamentalismus, sondern Sachverstand.<br />

Und wenn die Sache die Kunst ist, braucht es Kunstverstand.<br />

Kunst und Verstand führen allerdings<br />

nur in schillerschen Höhen eine harmonische Ehe<br />

zusammen. Hienieden in Biel – aber wo wäre das<br />

anders? – liegen sie öfters im Streit. Da tritt Ruedi<br />

Hadorn dann gelegentlich als vernünftiger Schlichter<br />

auf.<br />

Bildung bildet sich im öffentlichen, aber doch mitunter<br />

engen Raum zwischen den Menschen. Sie<br />

ist also ein anderes Wort für Politik. «Bildungspolitiker»<br />

– wieder ein Wort, auf das wir verzichten<br />

können. Was sollten Politiker anderes sein?<br />

Zu den Rechten unter ihnen gehört Ruedi Hadorn<br />

nicht. Auch nicht zu den schon-rechten. Was die<br />

Linken betrifft, möchte ich mit einer Ellipse sagen:<br />

Man könnte sich auch einen Linkeren vorstellen.<br />

Haben wir es also mit einem Intellektuellen zu tun?<br />

Nichts weniger als das! Ruedi Hadorn, auch darin<br />

ein Mann der Renaissance, weiss, dass in der Politik<br />

gehandelt und verhandelt wird. Dazu braucht<br />

es Taktik, Geschick, List und Mut – Tugenden, über<br />

die er schon als leidenschaftlicher Schachspieler in<br />

hohem Mass verfügt.<br />

Als Historiker und also Angehöriger jener verschwindenden<br />

Generation von Menschen, für die<br />

die Welt nicht erst gestern angefangen hat, wird<br />

Ruedi Hadorn allerdings auch in der langzeitgedächtnisamputierten<br />

Welt zukunftsblinder Real -<br />

politiker immer ein Fremder bleiben. Diesen<br />

Fremden, dessen Nähe wir zum Leben brauchen,<br />

an erkennen wir heute.<br />

Auf französisch und eo ipso pompöser: Nous le<br />

«distinguons» pour ses mérites exceptionels dans<br />

le domaine de la culture. Ob Kultur eine Domäne<br />

ist? Aber das Wort «distinction» ist brauchbar. Wir<br />

unterscheiden ihn. Wir anerkennen sein Anderssein.<br />

Und wir anerkennen es mit Dank. Mit etwas<br />

Hilf losigkeit auch, die das Wort Anerkennung aufdeckt.<br />

Sie sei gerne dazugegeben.<br />

Bei weitem besser als Anerkennung wäre allerdings<br />

die Marianne Fritz’sche Zubilligung. Anerkennen<br />

wir Ruedi Hadorn nicht für das, was er geleistet hat.<br />

Billigen wir ihm zu, noch viel mehr zu leisten.

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