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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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Satirikers Juvenal: NIL DICTU FOEDUM VISU-<br />

QUE HAEC LIMINA TANGAT INTRA QUAE PUER<br />

EST (Nichts für Ohr und Auge Hässliches berühre diese<br />

Schwelle, wo ein Knabe lebt). 24 Die Unterrichtsräume<br />

des Gymnasiums waren im Erdgeschoss untergebracht.<br />

In ihnen herrschte eine fast militärische<br />

Disziplin. Das Tragen der Uniform war selbstverständliche<br />

Pflicht, ebenso die Kadettenübungen.<br />

Das Schulareal durfte niemals ohne Erlaubnis des<br />

mit der Aufsicht beauftragten Lehrers verlassen<br />

werden. Obwohl das Schulgelände bis ins Jahr 1827<br />

von einer Mauer umgeben war, wurde diese Regel<br />

oft missachtet. Nicht selten gab es daher Strafen, zum<br />

Beispiel die Einschliessung in den Karzer, der sich<br />

im Roten Turm befand. Aber auch festliche Anlässe<br />

und Ausflüge spielten eine wichtige Rolle.<br />

In dem von Marie­Louise Bloesch betreuten Pensionat,<br />

das im ersten Stock untergebracht war,<br />

herrschte unter der Aufsicht eines dort wohnenden<br />

Lehrers ebenfalls ein strenges Reglement. Dennoch<br />

empfanden die Internatsschüler – viele von ihnen<br />

aus dem französischsprachigen, reformierten Südjura<br />

– das Pensionat als wohltuendes Gegengewicht<br />

zum Drill des Schulalltags. Viele schätzten<br />

den mütterlichen Sinn der Leiterin und führten den<br />

Erfolg des <strong>Bieler</strong> Gymnasiums auch auf ihr Wirken<br />

zurück.<br />

Genaue Schülerzahlen sind nicht bekannt. 1822 verzeichnete<br />

Rektor Appenzeller 77 Schüler. Im Pensionat<br />

wohnten in den besten Zeiten über 30 Internatsschüler,<br />

später sank die Zahl auf rund 20.<br />

Für den Eintritt ins Gymnasium mussten die Knaben<br />

das neunte Altersjahr vollendet haben. Sie mussten<br />

in ihrer Muttersprache (deutsch oder französisch)<br />

lesen und schreiben können und die Grundoperationen<br />

beherrschen. Wer nur die Muttersprache<br />

sprach, musste Privatunterricht nehmen, bis die<br />

andere Sprache so weit erlernt war, dass er dem<br />

Unterricht folgen konnte. Die vollständige Ausbildung<br />

war auf sechs Jahre angelegt.<br />

Schulisches Neuland betrat das <strong>Bieler</strong> Gymnasium<br />

mit der Einführung turnerischer Übungen. In der<br />

Schweiz gab es zu dieser Zeit noch kaum Schulen<br />

mit Turnunterricht. Pestalozzis Lehranstalt in<br />

Marie­Louise Bloesch­<br />

Moser (1772–1863), Leiterin<br />

des Pensionats.<br />

Ihr verdankte das <strong>Bieler</strong><br />

Gymnasium seinen guten<br />

Ruf.<br />

Kunstsammlung der Stadt<br />

Biel, F 165<br />

Turngeräte prägen den<br />

Schulhof: eine Aufsehen<br />

erregende Neuigkeit, die<br />

auch den Kupferstecher<br />

Henri Courvoisier­Voisin<br />

beeindruckte.<br />

Kunstsammlung der Stadt<br />

Biel, G 307<br />

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