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Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis

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32<br />

BERÜHMTE SCHÜLER UND LEHRER<br />

Yverdon, die ab 1805 täglich zwei Turnstunden<br />

vorsah, blieb lange ein Einzelfall. Für den geplanten<br />

Turnunterricht musste eigens ein Lehrer ausgebildet<br />

werden.<br />

In den 1830er­Jahren geriet das <strong>Bieler</strong> Gymnasium in<br />

den Strudel der politischen Ereignisse in Europa. Die<br />

Schweiz, wo sich die liberale Bewegung in mehreren<br />

Kantonen durchgesetzt hatte, wurde zum Zufluchtsort<br />

für politische Flüchtlinge. Biel war ab 1833 sogar<br />

ein Zentrum der europäischen Emigration. Der 1834<br />

auf Initiative von Giuseppe Mazzini gegründete<br />

Geheimbund «Das Junge Europa», welcher ein demokratisches<br />

Europa der Völker anstrebte, operierte<br />

teilweise von Biel aus. Hier erschien sein Organ, die<br />

zweisprachige Zeitung «Die Junge Schweiz», welche<br />

Unter den zahllosen <strong>Bieler</strong>n und Seeländern, die als Lehrer (L) oder Schüler<br />

(S) im Dufour­Schulhaus ein­ und ausgingen, befinden sich auch einige<br />

national oder international bekannt gewordene Persönlichkeiten 26 :<br />

Johann Conrad Appenzeller (1775–1850), Pfarrer, Literat, 1. Rektor (L)<br />

Karl Mathy (1807–1868), liberaler deutscher Politiker (L)<br />

Louis Agassiz (1807–1873), Naturwissenschafter (S)<br />

Ernst Schüler (1807–1881), Unternehmer (L)<br />

Eduard Bloesch (1807–1866), Jurist, bernischer Politiker (S)<br />

Alexander Schweizer (1808–1894), Theologe (S)<br />

Heinrich Hattemer (1809–1849), deutscher Sprachforscher (L)<br />

Johann Ulrich Ochsenbein (1811–1890), Bundesrat (S)<br />

Albert Jahn (1811–1900), Archäologe (L)<br />

Joseph Arthur de Gobineau (1816–1882), französischer Schriftsteller (S)<br />

Albert Galeer (1816–1851), Frühsozialist (Grütliverein) (S)<br />

Gustav Bridel (1827–1884), Ingenieur (S)<br />

Eduard Will (1854–1927), Gründer der Bernischen Kraftwerke (S)<br />

Ernst Ludwig Rochholz (1869­1870), deutscher Sagenforscher (L)<br />

Robert Walser (1878–1955), Schriftsteller (S)<br />

Adrien Wettach 1880–1959), Clown («Grock») (S)<br />

Raymond Probst (1919­2001), Staatssekretär, Schweizer Botschafter<br />

in den USA (S)<br />

auch für eine demokratische Erneuerung der Eidgenossenschaft<br />

eintrat.<br />

Dass mehrere Mitarbeiter und Freunde der «Jungen<br />

Schweiz» auch als Lehrer am <strong>Bieler</strong> Gymnasium<br />

beschäftigt waren, erregte schon früh das Misstrauen<br />

der konservativen Kräfte. 1835 beklagte sich das bernische<br />

Erziehungsdepartement in einem Bericht an<br />

den Administrationsrat des Gymnasiums über die<br />

politische Tätigkeit mehrerer Lehrer. Als Österreich<br />

im Sommer 1836 durch seinen Geheimdienst Druck<br />

auf die Eidgenossenschaft ausübte, löste auch die<br />

Berner Regierung eine eigentliche Flüchtlingshatz<br />

aus. Das bedeutete nicht nur das Ende des «Jungen<br />

Europa», sondern auch die Ausweisung der meisten<br />

seiner führenden Vertreter. Die Berner Regierung,<br />

eben damit beschäftigt, unter der Leitung des <strong>Bieler</strong>s<br />

Charles Neuhaus als Präsident der Erziehungsdirektion,<br />

den Zutritt zur neu gegründeten Hochschule zu<br />

regeln, nutzte die Gelegenheit, das <strong>Bieler</strong> Gymnasium<br />

am 12. September 1836 zum Progymnasium (Collège)<br />

im Status einer Sekundarschule zu degradieren.<br />

1836–1871: PROGYMNASIUM UND BURGER-<br />

SCHULE<br />

Das Progymnasium war getragen von der Burgergemeinde<br />

Biel und dem Kanton Bern. Zuständig<br />

war ein von beiden Trägern gestellter, paritätischer<br />

Administrationsrat.<br />

Am 1. November 1836 wurde es mit 70 Schülern<br />

und sieben Lehrern offiziell eröffnet. Für burgerliche<br />

Schüler war es kostenlos, alle anderen bezahlten<br />

ein Schulgeld, das von 15 Franken in der ersten bis<br />

zu 30 Franken in der 4. Klasse reichte. Obwohl das<br />

Kollegium im Hinblick auf die neue Funktion der<br />

Schule personell stark erneuert worden war, erlebte<br />

es in den ersten Jahren häufige Wechsel.<br />

Die Zunahme der Schülerzahlen an den Stadtschulen<br />

veränderte auch die Nutzung des Gymnasialgebäudes.<br />

Schon 1833 war die burgerliche Knaben­

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