Bieler Jahrbuch 2007 - mémreg - regionales Gedächtnis
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BERÜHMTE SCHÜLER UND LEHRER<br />
Yverdon, die ab 1805 täglich zwei Turnstunden<br />
vorsah, blieb lange ein Einzelfall. Für den geplanten<br />
Turnunterricht musste eigens ein Lehrer ausgebildet<br />
werden.<br />
In den 1830erJahren geriet das <strong>Bieler</strong> Gymnasium in<br />
den Strudel der politischen Ereignisse in Europa. Die<br />
Schweiz, wo sich die liberale Bewegung in mehreren<br />
Kantonen durchgesetzt hatte, wurde zum Zufluchtsort<br />
für politische Flüchtlinge. Biel war ab 1833 sogar<br />
ein Zentrum der europäischen Emigration. Der 1834<br />
auf Initiative von Giuseppe Mazzini gegründete<br />
Geheimbund «Das Junge Europa», welcher ein demokratisches<br />
Europa der Völker anstrebte, operierte<br />
teilweise von Biel aus. Hier erschien sein Organ, die<br />
zweisprachige Zeitung «Die Junge Schweiz», welche<br />
Unter den zahllosen <strong>Bieler</strong>n und Seeländern, die als Lehrer (L) oder Schüler<br />
(S) im DufourSchulhaus ein und ausgingen, befinden sich auch einige<br />
national oder international bekannt gewordene Persönlichkeiten 26 :<br />
Johann Conrad Appenzeller (1775–1850), Pfarrer, Literat, 1. Rektor (L)<br />
Karl Mathy (1807–1868), liberaler deutscher Politiker (L)<br />
Louis Agassiz (1807–1873), Naturwissenschafter (S)<br />
Ernst Schüler (1807–1881), Unternehmer (L)<br />
Eduard Bloesch (1807–1866), Jurist, bernischer Politiker (S)<br />
Alexander Schweizer (1808–1894), Theologe (S)<br />
Heinrich Hattemer (1809–1849), deutscher Sprachforscher (L)<br />
Johann Ulrich Ochsenbein (1811–1890), Bundesrat (S)<br />
Albert Jahn (1811–1900), Archäologe (L)<br />
Joseph Arthur de Gobineau (1816–1882), französischer Schriftsteller (S)<br />
Albert Galeer (1816–1851), Frühsozialist (Grütliverein) (S)<br />
Gustav Bridel (1827–1884), Ingenieur (S)<br />
Eduard Will (1854–1927), Gründer der Bernischen Kraftwerke (S)<br />
Ernst Ludwig Rochholz (18691870), deutscher Sagenforscher (L)<br />
Robert Walser (1878–1955), Schriftsteller (S)<br />
Adrien Wettach 1880–1959), Clown («Grock») (S)<br />
Raymond Probst (19192001), Staatssekretär, Schweizer Botschafter<br />
in den USA (S)<br />
auch für eine demokratische Erneuerung der Eidgenossenschaft<br />
eintrat.<br />
Dass mehrere Mitarbeiter und Freunde der «Jungen<br />
Schweiz» auch als Lehrer am <strong>Bieler</strong> Gymnasium<br />
beschäftigt waren, erregte schon früh das Misstrauen<br />
der konservativen Kräfte. 1835 beklagte sich das bernische<br />
Erziehungsdepartement in einem Bericht an<br />
den Administrationsrat des Gymnasiums über die<br />
politische Tätigkeit mehrerer Lehrer. Als Österreich<br />
im Sommer 1836 durch seinen Geheimdienst Druck<br />
auf die Eidgenossenschaft ausübte, löste auch die<br />
Berner Regierung eine eigentliche Flüchtlingshatz<br />
aus. Das bedeutete nicht nur das Ende des «Jungen<br />
Europa», sondern auch die Ausweisung der meisten<br />
seiner führenden Vertreter. Die Berner Regierung,<br />
eben damit beschäftigt, unter der Leitung des <strong>Bieler</strong>s<br />
Charles Neuhaus als Präsident der Erziehungsdirektion,<br />
den Zutritt zur neu gegründeten Hochschule zu<br />
regeln, nutzte die Gelegenheit, das <strong>Bieler</strong> Gymnasium<br />
am 12. September 1836 zum Progymnasium (Collège)<br />
im Status einer Sekundarschule zu degradieren.<br />
1836–1871: PROGYMNASIUM UND BURGER-<br />
SCHULE<br />
Das Progymnasium war getragen von der Burgergemeinde<br />
Biel und dem Kanton Bern. Zuständig<br />
war ein von beiden Trägern gestellter, paritätischer<br />
Administrationsrat.<br />
Am 1. November 1836 wurde es mit 70 Schülern<br />
und sieben Lehrern offiziell eröffnet. Für burgerliche<br />
Schüler war es kostenlos, alle anderen bezahlten<br />
ein Schulgeld, das von 15 Franken in der ersten bis<br />
zu 30 Franken in der 4. Klasse reichte. Obwohl das<br />
Kollegium im Hinblick auf die neue Funktion der<br />
Schule personell stark erneuert worden war, erlebte<br />
es in den ersten Jahren häufige Wechsel.<br />
Die Zunahme der Schülerzahlen an den Stadtschulen<br />
veränderte auch die Nutzung des Gymnasialgebäudes.<br />
Schon 1833 war die burgerliche Knaben