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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Seite 86<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

sich auf drei Epochen konzentrieren: „Die griechische Epoche von der<br />

Kolonisation zur Spätklassik“ bezieht sich auf die Peripherie der<br />

Siedlung, wobei sich das Untersuchungsgebiet bis etwa 25 km ins<br />

Binnenland erstreckt. Am Beispiel der dort vorgefundenen vorgriechischen<br />

Siedlungszentren (z.B. Butera, Monte Desusino) soll u.a.<br />

geklärt werden, welche Bedingungen die Griechen bei ihrer Landnahme<br />

im 7. Jh. v. Chr. vorgefunden und in welchem Verhältnis die<br />

Ansiedlungen der Voreinwohner zur kolonialen Polis gestanden<br />

haben. Dabei sollen das Vorgehen der Kolonisierung, die Sicherung<br />

der Landnahme, die Entstehung suburbaner Heiligtümer und die<br />

wechselseitige Beeinflussung der Volksgruppen sowie das Verhältnis<br />

zwischen Stadt und Umland nachgezeichnet und die konkrete Situation<br />

in der Chora von Gela mit anderen jüngeren Kolonialbewegungen<br />

– etwa den römischen Kolonialgründungen oder der kolonialen<br />

Expansion Europas in der Neuzeit – verglichen werden. Darüber hinaus<br />

werden u.a. die Besitzverhältnisse an Grund und Boden in ihrer<br />

Auswirkung auf die soziale Struktur der agrarischen Gesellschaft zu<br />

klären und die naturräumlichen Gegebenheiten in ihrem Wandel<br />

(z.B. Verlandung von Seen, Wiederaufforstung von Wäldern, Terrassierung<br />

steiler Berghänge für die Landwirtschaft) zu beschreiben<br />

sein. Es konnte bereits festgestellt werden, dass den Siedlern aus dem<br />

Mutterland beste Bedingungen geboten wurden, u.a. die Wahl der<br />

Siedlungspunkte und vergleichsweise viel Land.<br />

Die durchgeführten Kampagnen in den Jahren 2002/2003 und das<br />

dabei zu Tage beförderte Fundmaterial – rund 90 neue Fundstellen<br />

wurden entdeckt (Gehöfte, Nekropolen, Steinbrüche, Heiligtümer) –<br />

haben erwiesen, dass die Siedlungstätigkeit im Territorium Gela im<br />

gesamten Zeitraum von der Bronzezeit bis zur byzantinischen Zeit mit<br />

der Methode eines Surveys verfolgt werden kann. Daher sollen die<br />

Zeit des „Hellenismus“ näher untersucht und die Zerstörung Galas im<br />

Jahre 282 v. Chr. sowie die Umsiedlung der Bewohner in den Blick<br />

genommen werden. In diesem Zusammenhang wird nach den Konsequenzen<br />

des Niedergangs der zentralen Siedlung für die isolierten<br />

Gehöfte und für die umliegenden Siedlungen zu fragen sein. Darüber<br />

hinaus werden die „Römische Kaiserzeit und Spätantike“ und die<br />

Umwälzungen in der römischen Republik zu untersuchen sein, in<br />

deren Folge sich der Landbesitz oftmals auf wenige Großgrundbesitzer<br />

verteilte. Prof. Bergemann hebt die Latifundien als Charakteristikum<br />

der kaiserlichen Landwirtschaft Siziliens hervor und möchte<br />

anhand zahlreicher Funde aus der späten Kaiserzeit und der byzantinischen<br />

Zeit Aussagen zur Siedlungsweise im Umkreis der großen<br />

Villen (z.B. Piazza Armenina) herausarbeiten.<br />

Im Rahmen des Folgeprojekts sollen neben den bereits angesprochenen<br />

Problemfeldern einige weitere Fragen erörtert werden: So wird<br />

es u.a. darum gehen, die Siedlungsstrukturen im Umfeld von Butera<br />

und die Grenzziehung von Gela nach Norden und damit die Ausdehnung<br />

der Chora zu bestimmen. Zudem sollen die westliche Küstenebene,<br />

das Straßensystem und einige der Siedlungsgebiete im Intensiv-Survey<br />

untersucht, Fundzusammensetzungen und die sich daraus

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