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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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PHILOSOPHIE<br />

angelsächsischer Forschung – als „kulturwissenschaftlich“ bezeichnet<br />

werden können und insbesondere den interdisziplinären Kontakt<br />

mit den Sozialwissenschaften suchen. Sie will ihr Augenmerk auf Forschungsvorhaben<br />

richten, die auf eine Kooperation mit den Naturwissenschaften<br />

– insbesondere den kognitiven Neurowissenschaften<br />

– abzielen. Zugleich will sie die Forschungstraditionen „klassischer“<br />

geisteswissenschaftlicher Disziplinen – insbesondere der Philosophie<br />

und der Theologie – weiterhin fördern, die allen Fächern im weiten<br />

Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften zur Anregung dienen<br />

können.<br />

Philosophie<br />

Die Philosophie kann bei jedem Thema der Alltagserfahrung und der<br />

Wissenschaften ansetzen. Infolgedessen ist sie nicht bloß Teil oder<br />

Gesprächspartner der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie trägt<br />

ebenso zu Grundlagendebatten in der Mathematik und den Naturwissenschaften<br />

sowie der Medizin und Technik bei. Und vor allem<br />

lässt sie sich auch auf Fragen von Recht und Gerechtigkeit, von<br />

Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, von Bewusstsein, Selbstbewusstsein<br />

und Sprache, von Bildung und Kunst unmittelbar ein.<br />

Im deutschen Sprachraum herrschte freilich nach einer langen Zeit<br />

systematischen Denkens die Philosophiegeschichte vor – teils die<br />

Geschichte früherer Epochen, teils die Rezeption jener Traditionen,<br />

die nach dem Exil der entsprechenden Vertreter als angloamerikanische<br />

oder auch als analytische Philosophie bekannt geworden sind.<br />

Heute drängt sich – unter anderem – zweierlei auf: einerseits die<br />

Vermittlung der analytischen Philosophie mit transzendentalem, hermeneutischem<br />

und dialektischem Denken, andererseits ein systematisches<br />

Philosophieren, das sich aber wieder vom Reichtum der<br />

Philosophiegeschichte inspirieren lässt. Da der Anspruch der Philosophie<br />

auf universal gültige Begriffe und Argumente unter Kritik<br />

geraten ist, stellt sich eine dritte Aufgabe: Entweder den Anspruch auf<br />

universale Gültigkeit und zugleich die Idee der einen allgemeinmenschlichen<br />

Vernunft aufzugeben oder aber ihren Anspruch, zumal<br />

in Zeiten der Globalisierung, in Form inter- und transkultureller<br />

Diskurse zu erneuern.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert die Philosophie in ihrer ganzen<br />

historischen und systematischen Breite, dabei ausdrücklich auch<br />

Epochen und Gebiete, die nicht im Hauptstrom der gegenwärtigen<br />

Forschung liegen. In der Geschichte der Philosophie setzt sie einen<br />

gewissen Schwerpunkt bei den Klassikern: ihrer Interpretation und<br />

Kommentierung, hier sowohl innerhalb als auch außerhalb der griechischen<br />

und der deutschen Hoch-Zeit der Philosophie. In der systematischen<br />

Philosophie fördert sie die philosophieinterne Grundlagenforschung,<br />

beispielsweise die Erkenntnis- und die Gegenstandstheorie,<br />

die Moralbegründung und philosophische Ästhetik.<br />

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