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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

ten zu „senilen Plaques“ abgelagert. Amyloidpeptide entstehen<br />

durch enzymatische Abspaltung aus dem Vorläuferprotein APP<br />

(amyloid precursor protein). Das zweite allgemein zu beobachtende<br />

zelluläre Krankheitsmerkmal sind Neurofibrillenbündel (NFT, neurofibrillar<br />

tangles), pathologische Veränderungen des Zytoskeletts<br />

der Nervenzellen, die diese schließlich absterben lassen. Ein Hauptbestandteil<br />

dieser Bündel ist das Protein Tau, das bei Alzheimer-<br />

Patienten hyperphosphoryliert ist. Das Amyloidpeptid Aß und Tau<br />

wirken unter bestimmten Umständen neurotoxisch und führen so zu<br />

einer allmählichen Degeneration und schließlich zum Absterben der<br />

Neuronen. Trotz aller Erkenntnisse im Hinblick auf die Entstehung<br />

der Krankheit gibt es bislang noch keine wirkungsvolle Therapie zu<br />

ihrer Behandlung.<br />

Man weiß, dass auch im adulten menschlichen Gehirn noch Nervenzellen<br />

neu gebildet und für Regenerationsprozesse herangezogen<br />

werden können. Die Vorläuferzellen hierzu entstehen in zwei Regionen<br />

des Hippocampus und man hat beobachtet, dass die Produktion<br />

solcher Vorläuferzellen bei Hirnschädigungen, wie sie beispielsweise<br />

durch den Sauerstoffmangel bei Hirninfarkten und Schlaganfällen<br />

entstehen, angeregt wird. Die neu entstandenen Vorläufer wandern<br />

in die geschädigten Regionen ein und integrieren sich dort in bestehende<br />

Netzwerke. Vor diesem Hintergrund erscheinen solche<br />

körpereigenen Stammzellen auch bei der Frage nach einer wirksamen<br />

Alzheimer-Therapie als ein hoffnungsvoller Ansatz.<br />

Man hat versucht, das Verhalten körpereigener Stammzellen unter<br />

den Bedingungen der Alzheimerschen Erkrankung zu untersuchen,<br />

diese Studien sind in ihren Aussagen jedoch bislang widersprüchlich:<br />

In transgenen Mäusen, bei denen ein erhöhter Aß-Spiegel vorliegt,<br />

wurde eine Hemmung der Neuentstehung von Stammzellen<br />

unter dem Einfluss des Aß-Peptids gefunden, in Gewebsuntersuchungen<br />

an frisch verstorbenen Patienten hingegen findet man<br />

eine erhöhte Neurogeneseaktivität im Hippocampus. Diesen Widerspruch<br />

aufzuklären ist Gegenstand des Projekts.<br />

Dr. Bayer verfügt über ein geeignetes Tiermodell zur Klärung dieser<br />

Frage, eine transgene Maus, bei der mutiertes APP zusammen mit Presenilin-1<br />

exprimiert ist und bei der man in der Pyramidenzellenschicht<br />

des Hippocampus einen signifikanten alzheimerähnlichen Neuronenverlust<br />

beobachtet. Bei diesen Tieren findet man noch vor dem Auftreten<br />

von Plaques Aß-Ablagerungen im Nervenzelleninneren, die<br />

offenbar zum Absterben dieser Zellen beitragen. Im Gyrus dentatus<br />

des Hippocampus ist jedoch kein derartiger Zellverlust zu beobachten,<br />

was sich mit der beobachteten erhöhten Proliferation von Stammzellen<br />

in dieser Region erklären ließe. Offenbar waren diese endogenen<br />

Stammzellen jedoch in den bislang betrachteten Fällen nicht in der<br />

Lage, den Zellverlust an Pyramidenzellen aufzufangen.<br />

Alzheimerpatienten weisen in vielen Fällen depressive Symptome<br />

auf, die mit Antidepressiva behandelt werden, und man hat beob-<br />

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