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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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F. Kafka<br />

Seite 126<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

denn Stifter verfolgte die Entwicklungen in Mineralogie, Geologie,<br />

Astronomie, Physik, Botanik und Medizin. Seine Korrespondenz<br />

spiegelt unmittelbar die wachsende wissenschaftliche und institutionelle<br />

Ausdifferenzierung dieser Wissensgebiete und die Schwierigkeiten,<br />

jene Entwicklungen im Auge zu behalten. Dabei wird die<br />

Historisch-Kritische Ausgabe – sofern und wann immer dies anhand<br />

erhaltener Handschriften möglich ist – Stifters Briefe, in deren Wortlaut<br />

und Textbestand Stifters Nachlassverwalter Johann Aprent an<br />

zahlreichen Stellen „bearbeitend“ eingegriffen hat, in ihrer ursprünglichen<br />

Form wiederherstellen und dokumentieren.<br />

Bei den sog. „Schulakten“ handelt es sich dagegen um ein komplexes<br />

Korpus heterogener Texte: Memoranda, Visitationsberichte, Gutachten,<br />

Entwürfe, Vorschläge, amtliche Schriftstücke etc. Dieses Quellenmaterial<br />

verspricht entscheidende sozial- und ideengeschichtliche<br />

Aufschlüsse im Bereich der Pädagogik und Bildungsgeschichte. Von<br />

den eigenen Schulerfahrungen über seine Hauslehrtätigkeit bis hin zu<br />

seiner Arbeit als k.k. Schulrat, reflektiert Stifter intensiv über pädagogische<br />

Konzepte, Bildung und deren institutionelle Aspekte oder<br />

über die staatliche Bildungspolitik und faktische Verhältnisse in den<br />

Schulen, die er aus intimer Kenntnis kritisch beurteilt. Mit der Veröffentlichung<br />

der „Schulakten“ soll zugleich editionswissenschaftliches<br />

Neuland betreten werden. Zwar enthalten auch andere historischkritische<br />

Ausgaben amtliche Dokumente als unverzichtbaren Bestandteil<br />

(etwa in den Fällen Goethes, Kafkas oder Benns), aber es<br />

fehlen durchweg überzeugende praktische Lösungsmöglichkeiten der<br />

editorischen Darstellung, an deren Entwicklung die Herausgeber der<br />

Stifter-Ausgabe derzeit arbeiten.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />

Stifter, Adalbert: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe.<br />

Im Auftr. der Kommission für Neuere deutsche Literatur<br />

der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hrsg. von Alfred<br />

Doppler und Hartmut Laufhütte. – Stuttgart: Kohlhammer. Bd. 3,2.<br />

Erzählungen. Bd. 2. Hrsg. von Johannes John und Sibylle von<br />

Steinsdorff. 2003.<br />

Prof. G. Neumann (Institut für Deutsche Philologie, Universität München)<br />

erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für die Erstellung einer<br />

Monographie zu Franz Kafka.<br />

Neuere Publikationen zu Franz Kafka tendieren – möglicherweise<br />

gerade wegen der ständig anwachsenden Unüberschaubarkeit des<br />

internationalen Forschungspanoramas – entweder dazu, sehr spezielle<br />

Aspekte von Kafkas Leben und Werk in den Blick zu nehmen,<br />

oder sie bieten auf globale Weise resümierende und „popularisierende“<br />

Darstellungen.<br />

Dabei ist der besondere, ja singuläre Status dieses Kafkaschen „Werkes“<br />

weitgehend außer Acht geblieben, der als eine Struktur einan-

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