18.11.2012 Aufrufe

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

APP<br />

Seite 250<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

achtet, dass einige Antidepressiva die Neurogenese fördern können.<br />

Damit ergibt sich möglicherweise die Chance, dass sich die Stammzellproliferation<br />

durch eine frühzeitige Gabe solcher Präparate rechtzeitig<br />

anregen und damit eventuell auch der Neuronenverlust der<br />

Pyramidenzellenschicht aufhalten ließe. Hauptanliegen des Projekts<br />

ist die detaillierte vergleichende Analyse von Stammzellproliferation<br />

und Neurogenese bei gesunden Tieren und Tieren mit mutiertem<br />

APP, sowie die Untersuchung der Möglichkeit, den Verlust an differenzierten<br />

Neuronen durch eine frühzeitige medikamentöse Stimulierung<br />

der Stammzelllproliferation aufzuhalten.<br />

Dr. S. Kins, ZMBH-Zentrum für Molekulare Biologie, Universität Heidelberg,<br />

erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für die Charakterisierung<br />

der axonalen Sortierungssequenz von APP und Identifizierung der zugrunde<br />

liegenden molekularen Sortierungsmaschinerie.<br />

Neurohistologisch ist die Alzheimer Demenz gekennzeichnet durch<br />

das Auftreten großer extrazellulärer Ablagerungen des Peptids Aß<br />

sowie durch abnorme fibrilläre Ablagerungen in den Nervenzellen.<br />

Mit diesen beiden Merkmalen einher geht der fortschreitende Verlust<br />

von Nervenzellen, durch den es zu den bekannten Symptomen<br />

kommt. Wodurch die Degeneration der Nervenzellen im Einzelnen<br />

zustande kommt ist noch immer unklar. Aus Versuchen an genetisch<br />

manipulierten Drosophila weiß man, das der Hauptbestandteil der<br />

Neurofibrillenbündel, das Protein Tau, in großen Mengen zytotoxisch<br />

wirken und Nervenzellen zum Absterben bringen kann.<br />

Allerdings lag Tau bei diesen Tieren nicht in Form neurofibrillärer<br />

Ablagerungen vor, sondern man beobachtete eine abnorme Anschwellung<br />

der Nervenzellfortsätze (Axone). Diese Beobachtung legt<br />

den Verdacht nahe, dass die Neurodegeneration durch eine Störung<br />

des axonalen Transports zustanden kommen könnte.<br />

Das Peptid Aß entsteht durch enzymatische Spaltung aus dem Vorläuferprotein<br />

APP (amyloid precursor protein), einem Transmembranprotein,<br />

das an der zellulären Signalverarbeitung teilhat: Durch<br />

die Bindung eines bestimmten Signalmoleküls an der Zellaußenseite<br />

des Proteins wird sein im Zellinneren gelegener Teil abgespalten,<br />

tritt in Kontakt mit anderen Faktoren, gelangt selbst oder in Kombination<br />

mit diesen in den Zellkern und sorgt dort für die An- und Abschaltung<br />

von Genen. Der Abschnitt, der als Aß abgespalten und<br />

letztlich extrazellulär abgelagert wird, erstreckt sich über einen<br />

Teil der Transmembrandomäne und einen kurzen extrazellulären<br />

Abschnitt des Proteins. Man weiß inzwischen, dass genau dieser<br />

Abschnitt auch für den axonalen Transport von APP notwendig ist:<br />

APP wird im Zellkörper hergestellt und dann zu den Nervenzellfortsätzen<br />

(Axonen und Dendriten) transportiert. Nimmt man APP<br />

die Aß-Region, wird diese Verteilung gestört, Aß fungiert demnach<br />

als intrazelluläres „Sortierungssignal“ für APP.<br />

Dr. Kins hat einige weitere Strukturen gefunden, die an der korrekten<br />

APP-Verteilung beteiligt sind: Am Carboxylende von APP befin-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!