18.11.2012 Aufrufe

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

POLITIKWISSENSCHAFT<br />

lichkeiten, wenn nicht die Steuerung gesellschaftlicher Entwicklungen,<br />

so doch Einflussnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen, hat<br />

Politik der demokratisch-verfassungsstaatlichen Spielart in der Welt<br />

des 21. Jahrhunderts? Wie wird sie umgehen mit dem wachsenden<br />

Problemdruck beispielsweise der Umweltkrise? Wie wird sie fertig<br />

mit der außerordentlichen Beschleunigung, auch der Intensität, mit<br />

der Prozesse des sozialen Wandels ablaufen, von den dramatischen<br />

demographischen Entwicklungen bis zum „Wertewandel“? Und wie<br />

verändern diese Prozesse die Rahmenbedingungen, die Handlungsmöglichkeiten<br />

der Politik? Ebenso dringlich ist die Frage, wie die<br />

Politik, die gerade als demokratisch verfasste Politik an umgrenzte<br />

Räume gebunden bleibt, mit der zunehmenden Erosion der Bedeutung<br />

territorialer Grenzen zurecht kommt. Einfacher gefragt: Wie<br />

lässt sich in entgrenzten Räumen noch regieren?<br />

Es ist denkbar, dass unterschiedliche Ausprägungen des demokratischen<br />

Verfassungsstaates unterschiedlich gut mit den Herausforderungen<br />

umzugehen vermögen, die zu bestehen sind. Das ist eine<br />

Frage, die das besondere Interesse der vergleichenden Forschung<br />

verdient. In jedem Fall ist es wahrscheinlich, dass das Ensemble von<br />

Institutionen und Regeln, das den demokratischen Verfassungsstaat<br />

ausmacht, einem gesteigerten Entwicklungsdruck ausgesetzt sein<br />

wird. Die Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit dieses Typus von<br />

politischer Ordnung ist deshalb ein Thema, aus dem sich viele Fragestellungen<br />

ergeben. Dabei kommt über die empirische Forschung<br />

hinaus auch die politische Philosophie ins Spiel, insofern es nämlich<br />

notwendig zu jeder Weiterentwicklung des demokratischen Verfassungsstaates<br />

gehört, sich stetig der Legitimitätsbedingungen demokratischer<br />

Politik zu vergewissern.<br />

Es ist dieser Gesamtkomplex von Fragen, dessen Bearbeitung durch<br />

die Politikwissenschaft die <strong>Stiftung</strong> insbesondere unterstützen möchte.<br />

Prof. E. Jesse, Fachgebiet Politikwissenschaft, Technische Universität<br />

Chemnitz, erhält Fördermittel für das Projekt „Demokratische Verfassungsstaaten.<br />

Institutionelle Grundform und Policy-Leistungen.“<br />

Das Projekt setzt sich ein zweifaches Ziel. Zum einen sollen vergleichend<br />

die Strukturen, Funktionen und spezifischen Probleme von institutionellen<br />

Grundformen der Demokratie analysiert werden; zum<br />

zweiten soll die Frage geklärt werden, ob ein empirischer Zusammenhang<br />

zwischen diesen Grundformen und der Demokratiestabilität<br />

wie den Leistungen einer Demokratie in den Feldern Freiheit,<br />

(innere) Sicherheit und (wirtschaftliche) Wohlfahrt besteht.<br />

Als institutionelle Grundformen der Demokratie gelten die parlamentarische,<br />

semipräsidentielle und präsidentielle Regierungsform.<br />

In der Untersuchung soll nicht zuletzt auch die institutionelle Vielfalt<br />

innerhalb der Regierungsformen dargelegt werden. Die Regierungsform<br />

wird dazu mit verschiedenen anderen institutionellen Ausprägungen<br />

wie Wahlsystem und Bikameralismus in Bezug gesetzt<br />

Verfassungsstaaten<br />

Seite 187

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!