Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN
Lateinamerikas, als historische Folie zur Auseinandersetzung mit
dem zeitgenössischen Antisemitismus, als thematisches Forum für
eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit jüdischer Identität in
der Gegenwart.
Eine entscheidende Erweiterung erfährt die Sepharad-Thematik
im 20. Jahrhundert, als jüdisch-lateinamerikanische Autoren vor
Antisemitismus oder argentinischer Diktatur nach Spanien ins Exil
fliehen und dort dem Erbe der sephardischen Kultur unmittelbar
begegnen.
Das Projekt wird die Bedeutung und Funktion der sephardischen
Traditionen im Identitätsdiskurs der jüdischen Literatur Lateinamerikas
erhellen und damit einen Beitrag zur Erforschung der kulturellen
Identität Lateinamerikas insgesamt leisten. Materialbasis wird
eine große Bandbreite von bislang weitgehend unerschlossenen
Quellen sein: fiktionale und nichtfiktionale Literatur der „Gründerväter“
des sephardischen Identitätsdiskurses in Lateinamerika,
argentinische Zeitschriften; Werke repräsentativer nichtjüdischer
Autoren Argentiniens/Lateinamerikas, die sich mit der sephardischspanischen
Thematik auseinandersetzten; der Neosephardismus im
Œuvre neuerer und neuerster aschkenasischer und sephardischer
Autoren/innen, auch derjenigen, die seit den 70er Jahren nach Spanien
auswanderten.
Folgende Publikationen sind im Berichtszeitraum erschienen:
Rehrmann, Norbert: Ein Land im Zeichen des Kreuz-Galgens. Das
spanisch-jüdische Erbe im Werk des argentinischen Schriftstellers
Abel Posse. – In: Hispanorama. 99. 2003.
Barboza, Amalia: Memoria, historia y literatura. Una lectura sociológica
sobre la construcción de la identidad sefardí en los judíos de
Argentina. – In: Raíces. Revista Judía de Cultura. 59. 2004.
El Pegado de Sefarad. Los judíos sefardíes en la historia y la
literatura de América Latina, Espanã, Portugal y Alemania. Ed.:
Norbert Rehrmann. – Salamanca : Amarú Ediciones, 2003.
Im Berichtszeitraum wurden Prof. J. Küpper (Institut für Romanische
Philologie, Freie Universität Berlin) Mittel zur Verfügung gestellt für
das Projekt „Der Diskurs des Sehens in der literarischen Moderne“.
Das Projekt wird bearbeitet von Dr. B. Rommel.
Die Untersuchung setzt sich am Beispiel Stéphane Mallarmés mit der
Frage der Visualität auseinander, um von hier aus die Frage nach der
Darstellungsproblematik moderner Lyrik neu zu formulieren. Die
These lautet, dass Mallarmés Poetologie alternative Verfahren der
Mimesis reflektiert. Diese werden zum einen über zeitgenössische
Formationen des Blicks vermittelt; weiterhin kommt der Körper ins
Spiel. Darüber tritt die poetologische Reflexion in ein Wechselver-
Diskurs des
Sehens
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