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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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SOZIOLOGIE<br />

und Analysemöglichkeiten auf Aggregat- und Mikroebene. Um die<br />

Bedeutung institutioneller Rahmenbedingungen abzuschätzen, werden<br />

neben Daten aus Deutschland auch Daten aus Ländern benötigt,<br />

die sich in den entscheidenden makrostrukturellen Ausgangslagen<br />

davon unterscheiden. Gedacht ist an die USA und ein skandinavisches<br />

oder ein südeuropäisches Land.<br />

Für das Forschungsvorhaben „Wandel der Alltagspraxis in Paarbeziehungen.<br />

Zum Zusammenhang von paargemeinschaftlicher Alltagspraxis,<br />

Identität und geschlechtertypischer Arbeitsteilung im Ost-<br />

West-Vergleich“ wurden Prof. J. Huinink, Institut für Empirische und<br />

Angewandte Sozialforschung, Universität Bremen, Fördermittel bewilligt.<br />

Der Wandel in der sich fortschreitend modernisierenden Gesellschaft<br />

hat vor den Paarbeziehungen nicht Halt gemacht. Die Geschlechtsrollen<br />

und Selbstbilder von Beziehungspartnern in Paarbeziehungen<br />

und die Erwartungen und Ansprüche der Menschen an das Zusammenleben<br />

mit einem Partner haben sich stark verändert. Wesentliche<br />

Merkmale der paarbezogenen Alltagsorganisation, wie etwa eine<br />

geschlechtstypische Arbeitsteilung im Haushalt, bleiben jedoch von<br />

der zunehmenden „Individualisierung“ relativ unberührt. Dies gilt<br />

auch in der DDR bzw. in Ostdeutschland.<br />

Vor dem Hintergrund der noch offenen wissenschaftlichen Diskussion<br />

zu diesen gegenläufigen Phänomenen untersucht das Forschungsvorhaben,<br />

wie sich in der heutigen Zeit die „soziale Konstruktion“<br />

paargemeinschaftlicher Beziehungen (Berger/Kellner 1965) vollzieht,<br />

die sich in gegenseitigen Erwartungsstrukturen der Partner<br />

einander gegenüber und in alltagsnotwendigen Arrangements und<br />

Routinen zusammenlebender Beziehungspartner niederschlägt. Die<br />

Untersuchung konzentriert sich auf die Organisation der Hausarbeit<br />

in Paargemeinschaften und vergleicht dabei west- und ostdeutsche<br />

Paare.<br />

Im Sinne eines handlungstheoretischen Ansatzes wird ein individuell<br />

rationales Verhalten der Akteure im Sinne der „bounded rationality“<br />

unterstellt. Es wird angenommen, dass individuelle Motive für das<br />

Zusammenleben in einer Paargemeinschaft ausschlaggebend sind.<br />

Die Paarbeziehung wird als komplexer Austauschzusammenhang<br />

begriffen, da sie sowohl psychisch-emotionale Befriedigung durch<br />

die enge intime Interaktion mit einer geliebten Person vermittelt, als<br />

auch einen instrumentellen Austausch von Leistungen und Gütern<br />

zwischen den Partnern ermöglicht und nach sich zieht (Foa/Foa 1980;<br />

Koppetsch 2001).<br />

Die Analysen sollen mit einem bereits vorhandenen Datensatz<br />

durchgeführt werden. Bei den Daten handelt es sich um qualitative<br />

Interviews mit 64 Paaren aus Ost- und Westdeutschland aus einer<br />

früheren Forschung von Prof. Huinink und von Dipl. Soz. Röhler, dem<br />

jetzigen Bearbeiter. In einem Fragebogen wurden jeweils ergänzend<br />

Alltagspraxis<br />

in<br />

Paarbeziehungen<br />

Seite 201

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