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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

die in der Literaturgeschichtsschreibungsforschung bis in die 80er<br />

Jahre des 20. Jahrhunderts hinein als kanonisch geltende Anschauung<br />

korrigiert werden, dass von historischer Forschung auf dem<br />

Gebiet der römischen Literaturgeschichte vor der Begründung der<br />

philologisch-historischen Wissenschaften Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

nicht die Rede sein kann. Das paradigmatische Verfolgen des<br />

wirkungsgeschichtlichen Aspekts verspricht außerdem, Fortschreibung<br />

und Transformation des Wissens sowie methodischen Wandel<br />

deutlich werden zu lassen – im Kontext der Frage, wie man zu verschiedenen<br />

Zeiten unterschiedlich mit Literatur umgegangen ist.<br />

Im Berichtszeitraum ist erschienen:<br />

Vogt-Spira, Gregor: Imitation als Paradigma der Textproduktion.<br />

Problemfelder der Nachahmung in Julius Caesars Scaligers Poetik.<br />

– In: Die Präsenz der Antike im Übergang vom Mittelalter zur<br />

Frühen Neuzeit. Abhandlungen Akademie Göttingen, Phil.-Hist.<br />

Klasse. Hrsg.: L. Grenzmann u.a. 3. Folge. Bd. 26. 2004. S. 249-273.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte Prof. B. Kellner (Seminar für Deutsche Philologie,<br />

Georg-August-Universität Göttingen) und Prof. P. Strohschneider<br />

(Institut für Deutsche Philologie, Ludwig-Maxmilians-Universität<br />

München) für das Forschungsvorhaben „Kommentare zum Wartburgkrieg“<br />

Fördermittel zur Verfügung.<br />

So prominent der „Sängerkrieg auf der Wartburg“ in Deutschland als<br />

Mythos ist, so sehr bedarf das unter dem Sammeltitel „Wartburgkrieg“<br />

geführte komplexe Geflecht mittelhochdeutscher Sangspruch-<br />

und meisterlicher Dichtungen bis heute der systematischen<br />

editorischen, interpretatorischen sowie literarhistorischen und wissensgeschichtlichen<br />

Erschließung.<br />

Seine mangelnde Aufarbeitung ergibt sich zum einen aus der Komplexität<br />

der Überlieferungslage. Das Textkonglomerat liegt – unter<br />

verschiedenen Autorennamen – in einer Vielzahl verschiedener<br />

Codices und Fragmente vor, die nicht nur nach Graphie und Wortlaut,<br />

sondern auch nach Strophenbestand und -anordnung so stark<br />

divergieren, dass alle Versuche einer systematischen oder editorisch<br />

plausiblen Sortierung bislang scheiterten. Zum anderen wird der<br />

Zugang erschwert durch die historische Fremdheit der hier begegnenden<br />

Redeformen sowie durch deren vielfältige Verrätselungsverfahren<br />

auf allen Ebenen des Textes.<br />

Um diese unbefriedigende Forschungssituation zu ändern, soll das<br />

Projekt zunächst für den Kernbereich der „Wartburgkrieg“-Gedichte,<br />

nämlich „Fürstenlob“, „Rätselspiel“ und „Zabulons Buch“, bereinigte<br />

Abdrucke der von den drei Haupthandschriften überlieferten<br />

Textfassungen bereitstellen. In einem zweiten Schritt soll für diese<br />

Texte eine ausführliche Kommentierung erarbeitet werden. Diese<br />

wird von der Annahme getragen sein, dass das Textfeld „Wartburgkrieg“<br />

in seiner ungewöhnlichen Problemdichte und Differenziert-<br />

Wartburgkrieg<br />

Seite 115

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