18.11.2012 Aufrufe

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Urteilsabsprachen<br />

Seite 182<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Ferner führt die unterschiedliche Funktion des Schengen-Visums in<br />

den Mitgliedsstaaten zu großen Rechtsunsicherheiten. Um diese zu<br />

vermeiden und gleiche Standards zu gewährleisten, ist eine Vereinheitlichung<br />

gewisser Mindestvoraussetzungen, z.B. für das Verfahren<br />

bei Ablehnung von Visumanträgen, durchaus sinnvoll.<br />

Projektbegleitend soll eine Tagung in Brüssel durchgeführt werden,<br />

zu welcher neben Vertretern der Wissenschaft Mitarbeiter der Europäischen<br />

Kommission und des Bundesministeriums des Inneren<br />

eingeladen werden sollen. Abschließend soll eine weitere Fachtagung<br />

zur Präsentation und Diskussion der wissenschaftlichen Ergebnisse<br />

in Berlin stattfinden.<br />

Prof. K. Altenhain, Lehrstuhl für Strafrecht, Wirtschaftsstrafrecht und<br />

Medienrecht, Universität Düsseldorf, wurden Mittel bewilligt für das<br />

Projekt „Die Praxis der Absprachen an den Wirtschaftsstrafkammern<br />

in Nordrhein-Westfalen.“<br />

Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, rechtstatsächliche Erkenntnisse<br />

über die Praxis der Urteilsabsprachen vor den Wirtschaftsstrafkammern<br />

in Nordrhein-Westfalen zu gewinnen.<br />

Absprachen zwischen den Beteiligten eines Strafverfahrens über das<br />

materielle Ergebnis einer noch durchzuführenden oder bereits laufenden<br />

Hauptverhandlung gehören heute zum Gerichtsalltag. Zentraler<br />

Gegenstand ist die Erklärung des Gerichts, im Falle des vom<br />

Angeklagten in Aussicht gestellten Geständnisses eine bestimmte<br />

Strafobergrenze nicht zu überschreiten. Daher werden derartige<br />

Absprachen in Abgrenzung von Vereinbarungen über Verfahrensfragen<br />

auch als „Urteilsabsprachen“ bezeichnet.<br />

Durch die Zusammenarbeit von Juristen und Sozialwissenschaftlern<br />

will das Projekt einen Beitrag zu rechtspolitischen Diskussion über<br />

die inhaltlichen Grenzen und verfahrensmäßigen Voraussetzungen<br />

dieser Urteilsabsprachen leisten. Durch die Befragung von Vertretern<br />

sämtlicher daran beteiligter Gruppen von Berufsjuristen wird<br />

sich ein aktuelles Bild ergeben über Verbreitung und Entwicklung<br />

des Phänomens der Urteilsabsprachen in Wirtschaftsstrafverfahren<br />

sowie über seine Bewertung durch die daran Beteiligten. Die Konzentration<br />

auf Wirtschaftsstrafverfahren geschieht vor dem Hintergrund<br />

der enormen praktischen Bedeutung von Absprachen gerade<br />

in diesem Strafrechtssegment. Aufgrund der tatsächlichen und rechtlichen<br />

Komplexität der aufzuarbeitenden Lebenssachverhalte dürfte<br />

gerade hier das Streben der Verfahrensbeteiligten nach einer Entformalisierung<br />

der Hauptverhandlung besonders ausgeprägt sein.<br />

Schwerpunkt des Projekts ist die empirisch bislang nicht aufgegriffene<br />

Frage, wie die inhaltlichen und verfahrensmäßigen Zulässigkeitsvoraussetzungen,<br />

die der Bundesgerichtshof (BGH) 1997 in seiner<br />

Leitentscheidung für eine Verständigung über das Ergebnis<br />

einer bevorstehenden oder laufenden Hauptverhandlung formuliert

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!