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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

es ihm nicht nur, die Elementarkenntnisse der Untertanen zu erweitern,<br />

sondern das Land in eine einmalige Kulturlandschaft zu verwandeln.<br />

Im Zentrum seiner Interessen standen der Park und das<br />

Schloss in Wörlitz mit seinen vielen Nebengebäuden, die als jederzeit<br />

frei zugängliche Musteranlagen dienten. Hier und in den anderen von<br />

ihm errichteten oder umgebauten Schlossanlagen setzte der Fürst die<br />

auf Reisen durch Italien und England gewonnen Eindrücke um. Ihm<br />

zur Seite stand als Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff<br />

(1736-1800), der hier die ersten klassizistischen und neugotischen<br />

Gebäude auf deutschem Boden entwarf. Diese sind mit ihrer einzigartigen,<br />

fast vollständig erhaltenen Erstausstattung ein Gesamtkunstwerk<br />

ersten Ranges. Erdmannsdorff ließ sich hierbei von den auf den<br />

Reisen gesehenen Vorbildern und den in Büchern und Zeitschriften<br />

veröffentlichten Musterentwürfen inspirieren.<br />

Im Rahmen der vom Fürsten betriebenen Wirtschaftsreformen sollte<br />

fast alles von heimischen Künstlern und Handwerkern hergestellt<br />

werden, die hierzu in neuen, aus England stammenden Herstellungsverfahren<br />

geschult wurden. Aus Kostengründen und zu Förderung<br />

der heimischen Industrie griff man nach Möglichkeit auf lokale Rohstoffe<br />

zurück. An Stelle importierter Edelhölzer wurde in Dessau z.B.<br />

deshalb häufig das Holz von Birnbäumen verwendet, die zuvor als<br />

Obstlieferant gedient hatten. An Hand der für Leopold III. hergestellten<br />

Möbelensembles lässt sich die Umsetzung der von Erdmannsdorff<br />

1771 in seinen „Gedanken über eine allgemein verbreitende Unterrichtsanstalt<br />

zu mechanischen Gewerben und zu bildender Kunst für<br />

Dessau“ entwickelten Überlegungen überprüfen, die die heimischen<br />

Handwerker in die Lage versetzen sollten, Gegenstände von bester<br />

und preiswerter Qualität herzustellen. Viele der von „Fürst Franz“<br />

erworbenen Möbel wurden von Dessauer Tischlern produziert, von<br />

denen bislang nur Johann Andreas Irmer namentlich bekannt ist. Die<br />

Erzeugnisse erreichten eine derartige Qualität, dass der in hoher<br />

Stückzahl produzierte „Fürst-Franz-Stuhl“ von Goethe, dem preußischen<br />

Königshaus und den Markgrafen von Baden bestellt wurde.<br />

Das Forschungsvorhaben dient neben der erstmaligen vollständigen,<br />

beschreibenden und photographischen Erfassung aller Möbel der<br />

„Fürst-Franz-Zeit“ sowie der Auswertung historischer Schlussbeschreibungen<br />

und Inventare der Bennennung der konkreten Vorbilder<br />

und ihrer Vermittlung (englische und französische Vorlagewerke<br />

und „Modezeitschriften“) sowie der Aufarbeitung der Wirtschaftsfördermaßnahmen<br />

und der arbeitsteiligen Handwerksorganisation.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> fördert ein unter der Leitung von Prof. H. Marx erstelltes<br />

Gesamtverzeichnis der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen, Dresden.<br />

Im Rahmen des Projektes wird das erste Gesamtverzeichnis der<br />

Gemäldegalerie Alter Meister seit 1930 erarbeitet. Alle ca. 2500<br />

Gemälde des Galeriebestandes sowie alle Verluste werden mit den<br />

wichtigsten Angaben in knapper Form aufgeführt und sämtlich mit<br />

Dresden<br />

Gemäldegalerie<br />

Alte<br />

Meister<br />

Seite 107

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