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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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ETHNOLOGIE<br />

mit der „nicht-westlichen“ Welt befassen, ebenso wie Studien, die<br />

aus der verfremdenden Perspektive des Ethnologen einen frischen<br />

Blick auf Probleme entwickelter Industriegesellschaften werfen oder<br />

sich der Analyse von Gegenwartsgesellschaften im Übergang zu<br />

Markt, Demokratie und Rechtsstaat widmen. Die geförderten Projekte<br />

sollten dabei unter einer systematischen Fragestellung stehen;<br />

Einzelfallstudien und ethnographische Feldforschungen werden in<br />

der Regel nicht gefördert. Von besonderer Bedeutung wären Studien,<br />

die verdeutlichen, wie eng die Geschichte und Gegenwart<br />

westlicher Kulturen mit der außerwestlichen Welt verknüpft sind. In<br />

der Analyse solcher „connected histories“ hätte auch die Historische<br />

Anthropologie ihren Platz. Im Rahmen einer so verstandenen Ethnologie<br />

soll Studien eine hohe Priorität eingeräumt werden, die sich mit<br />

den Folgen der demographischen Revolution in verschiedenen Regionen<br />

der Erde beschäftigen. Erwünscht wären ferner Projekte,<br />

die Fragestellungen „klassischer“ Disziplinen durch die Einbeziehung<br />

des ethnographischen Vergleichs eine neue Dimension eröffnen:<br />

Dies gilt insbesondere für den Bereich der Wirtschaft und des<br />

Rechts.<br />

Dr. K. Schneider und Dr. B. Fenner, Rautenstrauch-Joest-Museum für<br />

Völkerkunde, Köln, wurden 2004 Mittel bewilligt für das Projekt „Die<br />

australischen Ureinwohner als ‚Studienobjekte’. Eine Untersuchung<br />

zur wissenschaftlichen Rezeption des Fremden am Beispiel der Australienreise<br />

des Anthropologen Hermann Klaatsch zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts anhand seines Nachlasses und seiner Sammlung“.<br />

Hermann Klaatsch (1863-1916), Professor für Anatomie, Anthropologie<br />

und Ethnographie an der Universität Breslau und Direktor des<br />

dortigen Museums für Völkerkunde und Anthropologie, galt zu<br />

seiner Zeit als einer der profiliertesten Verfechter der evolutionistischen<br />

Abstammungslehre in Deutschland. Zur Gewinnung von Anschauungsmaterial<br />

für vergleichende Studien rezenter australischer<br />

Ureinwohner mit prähistorischen Hominidenfunden in Europa<br />

unternahm er eine dreijährige Forschungsreise nach Australien<br />

(1904-1907), während der er Physis und Kultur der Aborigines<br />

studierte. Zugleich nutzte er die Reise zum Erwerb einer umfassenden<br />

ethnographischen Sammlung, die sich heute überwiegend in<br />

drei deutschen Museen, insbesondere dem Rautenstrauch-Joest-<br />

Museum für Völkerkunde in Köln, befindet.<br />

Aus dem Besitz seines Enkels Heinz Klaatsch in New Jersey (USA)<br />

wurden erst jetzt umfangreiche Primärquellen zugänglich. Es handelt<br />

sich um Tagebücher, Notizhefte sowie umfangreiche manuskriptartige<br />

Briefe, die seinen dreijährigen Aufenthalt in Australien<br />

lückenlos belegen. Sie geben Aufschluss über Motivation, Ablauf,<br />

Umstände und Erfolg der Forschung.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, das im Nachlass erhaltene<br />

Schriftgut und Bildmaterial sowie die von Klaatsch angelegte ethnographische<br />

Sammlung wissenschaftsgeschichtlich auszuwerten.<br />

Aborigines<br />

Hermann<br />

Klaatsch<br />

Seite 207

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