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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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PHILOSOPHIE<br />

derts entstandenen Schriften den zeitgenössischen Diskurs aufgegriffen<br />

und vorangetrieben hat.<br />

Bogdanov ist für heutige Philosophen und Vertreter der Geistesgeschichte<br />

eher bekannt als Vordenker des „Proletkult“, der proletarischen<br />

Kulturrevolution nach der Oktoberrevolution 1917, also als<br />

Programmatiker und Praktiker einer von Lenin unterdrückten Richtung.<br />

Aus diesem Grunde und weil er 1908 in einen philosophischen<br />

Streit mit Lenin geriet, spielte er für die sowjetische Philosophiegeschichte<br />

keine Rolle. Im Westen rezipierte man Bogdanov nur sehr<br />

eingeschränkt, weil er bis zu jenem Streit ein führendes Mitglied der<br />

Bolschewiki war. Diese Etikettierungen haben dazu geführt, dass<br />

Bogdanov als Philosoph unbeachtet blieb. Nach dem Zusammenbruch<br />

des Kommunismus ist es möglich, ohne ideologische Scheuklappen<br />

auch auf Denker unter den Bolschewiki, die es vor 1917 gab,<br />

zu achten.<br />

In dem Projekt geht es jedoch nicht um eine isolierte Betrachtung einer<br />

Person, sondern das Projekt will an Bogdanov das Systemdenken<br />

des russischen Positivismus (die Verbindung von Natur-, Erkenntnisund<br />

Gesellschaftstheorie) darstellen, seine Bedeutung in der russischen<br />

Geistesgeschichte bestimmen, um auf dieser Grundlage den<br />

russischen „philosophischen Diskurs der Moderne“ auf seinem Höhepunkt<br />

zu untersuchen sowie Bezüge zu heutigen philosophischen und<br />

soziologischen Diskussionen im Umkreis der Moderne herstellen, die<br />

grob gekennzeichnet mit den Begriff „starker“ und „schwacher“ Naturalismus<br />

und „kritischer“ Rationalismus sowie in verschiedenen<br />

Mikro- und Makrotheorien der Gesellschaft umrissen sind. Damit soll<br />

auch der Geschichte Mittel- und Osteuropas und dem Kontext des<br />

Wandels der Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen<br />

zur modernen Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit gewidmet<br />

werden.<br />

Für das internationale Projekt „Jüdische und Islamische Hermeneutik<br />

als Kulturkritik“ im Rahmen des Arbeitskreises Islam und Moderne<br />

am Wissenschaftskolleg zu Berlin stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. D. Grimm<br />

Fördermittel zur Verfügung.<br />

Das Projekt „Jüdische und Islamische Hermeneutik als Kulturkritik“<br />

hat sich die kulturell-religiöse Grenzüberschreitung zur Aufgabe gemacht.<br />

Unter Leitung von Almut Bruckstein und Navid Kermani (seit<br />

Sommer 2003 Angelika Neurwirth) lesen und debattieren führende<br />

Wissenschaftler aus Iran, arabischen Ländern, den Vereinigten Staaten,<br />

Israel, Südafrika und Europa Texte und Fragen der jüdischen und<br />

islamischen Tradition. Gemeinsam ist ihnen das Interesse einer säkularen<br />

Hermeneutik, die sich aus der Arbeit an den Strukturen religiöser<br />

und anderer kanonischer Texte herausbildet. Die Kritik an der<br />

politischen Instrumentalisierung der religiösen Quellen erwächst aus<br />

der Arbeit an der Tradition selbst und bezieht diese ausdrücklich mit<br />

ein. Inmitten der politischen Polarisierung der religiösen Traditionen,<br />

der zunehmenden Gewalt im Nahen Osten und nicht zuletzt im Zuge<br />

Jüdische<br />

und<br />

Islamische<br />

Kulturkritik<br />

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