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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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PHILOSOPHIE<br />

Society versammelten, waren bis zu Isaak Newton und darüber hinaus<br />

von der Aufgabe beherrscht, in Natur und Gesellschaft die göttlichen<br />

Gesetze zu entdecken und – etwa in der Astronomie und<br />

Mechanik – mathematisch zu formulieren. Es ging um die Dechiffrierung<br />

von Gottes natürlicher Offenbarung, des „Buchs der Natur“, ob<br />

es in mathematischen Lettern (Galilei, Newton) geschrieben war oder<br />

ob die Bewegungen der Himmelkörper die „Weltharmonie“ zum<br />

Klingen brachten (Kepler). Indem der Mensch sich in der Erforschung<br />

der Natur bewährte, arbeitete er mit am Heilsplan Gottes; und die<br />

durch den Sündenfall verloren gegangene Herrschaft über die Natur<br />

ließe sich in naher Zukunft zurückgewinnen. So kam es, dass die<br />

Forschergemeinde im Europa des 17. Jahrhunderts ihre Ziele durch<br />

die göttliche Vorsehung legitimiert sah.<br />

Das Forschungsvorhaben fragt nicht in erster Linie nach dem jeweils<br />

Neuen in der Entwicklung der Wissenschaften in der Frühen Neuzeit,<br />

sondern umgekehrt nach dem Fortwirken von Traditionen und vorgegebenen<br />

Perspektiven. Es soll klären, wie lange religiös-theologisch<br />

fundierte Denkmuster mit den Anfängen moderner Wissenschaften<br />

verbunden bzw. amalgamiert waren und welche Rolle solche<br />

metaphysischen Traditionsbestände bei deren Entwicklung bis zum<br />

Beginn des 18. Jahrhunderts spielten.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />

Groh, Dietrich: Heinrich Bullingers Bundestheologie. – In: Zeitschrift<br />

für Kirchengeschichte. 1. 2004.<br />

Groh, Dietrich: Die apokalyptische Tradition im England der<br />

frühen Neuzeit, weltgeschichtlicher Dualismus von Gut und Böse<br />

und neuer Millenarismus. [In Vorbereitung]<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. H. Poser (Institut für Philosophie,<br />

Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte, Technische<br />

Universität Berlin) bei der Erstellung einer Kritisch-vollständigen<br />

Ausgabe von G. W. Leibnizens „Novissima Sinica“ mit Kommentaren<br />

und einer deutschen Übersetzung.<br />

Leibniz hatte die Entdeckung Chinas in seiner Zeit verfolgt, begleitet,<br />

philosophisch reflektiert und aktiv mitzugestalten versucht. Mit einer<br />

Reihe von China-Missionaren pflegte er persönliche Beziehungen<br />

und Briefkontakte; diese Kontakte ermöglichten die Herausgabe<br />

jenes Materials, das als „Novissima Sinica“ im April 1697 erschien,<br />

zweite Auflage 1699.<br />

Weitreichende Ziele verfolgte Leibniz seinerzeit mit der Veröffentlichung<br />

der „Novissima Sincia“. In der möglich gewordenen Verbindung<br />

zwischen Europa und China sah er eine Schicksalsentscheidung<br />

der Vorsehung und glaubte, das Ergebnis dieser Verbindung werde<br />

ein ungeheurer Zuwachs an Vernunft, Sittlichkeit und Lebenserleichterung<br />

auf beiden Seiten sein, ohne jedoch die kulturelle Besonder-<br />

G. W.<br />

Leibniz<br />

„Novissma<br />

Sinica“<br />

Seite 7

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