18.11.2012 Aufrufe

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Optikusatrophie<br />

Seite 258<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Die Gewebe des menschlichen Organismus funktionieren nur dann<br />

reibungslos, wenn ihr Strukturzusammenhang durch ein kompliziertes<br />

Wechselspiel verschiedener Faktoren erhalten bleibt. Dies gilt<br />

insbesondere auch für das Nervensystem. Hier spielen proteinabbauende<br />

Enzyme, die als Serinproteasen bezeichnet werden, sowie<br />

ihre Hemmstoffe, Serpine genannt, eine wichtige Rolle. Bei Mausmodellen<br />

verschiedener Nervenkrankheiten beobachtet man Störungen<br />

des Gleichgewichts zwischen Serinproteasen und Serpinen,<br />

und zwar häufig schon bevor die eigentlichen Krankheitssymptome<br />

zu erkennen sind. Im Labor von Prof. Monard existiert eine gentechnisch<br />

veränderte Mauslinie, bei der man das Gen für ein Serpin<br />

namens PN-1 nach Belieben ein- und ausschalten kann. Tiere, die<br />

PN-1 in anormal großer oder geringer Menge produzieren, zeigen<br />

Entwicklungsstörungen des Nervensystems.<br />

Prof. Monard will genau untersuchen, wie sich PN-1 auf die Entwicklung<br />

von Nervenkrankheiten auswirkt. Hierzu stehen verschiedene<br />

Mauslinien mit bekannten pathologischen Veränderungen des<br />

Nervensystems zur Verfügung. Durch Kreuzung dieser Tiere mit dem<br />

Stamm, dessen PN-1-Gen sich künstlich regulieren lässt, und anschließend<br />

biochemische Tests sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />

– Sind Veränderungen im Gleichgewicht zwischen Serinproteasen<br />

und ihren Hemmstoffen nachzuweisen, bevor die jeweilige neurologische<br />

Erkrankung ausbricht?<br />

– Kann man den Ausbruch der Krankheit oder ihren Verlauf beeinflussen,<br />

indem man durch künstliche Aktivierung von PN-1 in dieses<br />

Gleichgewicht eingreift?<br />

– Ist bei künstlichem Eingriff in das Gleichgewicht eine biochemische<br />

Veränderung an einem Rezeptor zu beobachten, der bekanntermaßen<br />

für die Wirkung der Serinproteasen unentbehrlich<br />

ist, und trägt eine solche Veränderung des Rezeptors zum Krankheitsbild<br />

bei?<br />

Für das Projekt „Molekulare Pathogenese der OPA-assoziierten autosomal<br />

dominant erblichen Optikusatrophie“ wurden Dr. B. Wissinger,<br />

Abteilung Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie,<br />

Universitäts-Augenklinik Tübingen, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Neben dem Sehnervschwund als Folge von Krankheitsprozessen wie<br />

dem Glaukom findet man auch erblich bedingte Degenerationsformen,<br />

von denen die autosomal dominante Optikusatrophie (adOA)<br />

die häufigste ist. An ihr erkranken Patienten jeden Alters. Anzeichen<br />

dafür sind eine allmähliche Verschlechterung des Sehvermögens, die<br />

mit einer Störung des Farbsehens im Blau-Gelb-Bereich sowie einem<br />

Ausfall des zentralen Gesichtsfeldes einhergeht und letztlich sogar<br />

zu Blindheit führen kann. Histologisch ist die Krankheit dadurch cha-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!