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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Fürstliche<br />

Höfe Spätmittelalter<br />

Seite 40<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die Entwicklungen des 16. Jahrhunderts erschütterten in umfassender<br />

Weise Traditionen und überlieferte Strukturen im christlich-äthiopischen<br />

Staat, auf real-politisch-territorialer Ebene genauso wie in<br />

der Sphäre der Weltbilder, Denkweisen und Ideologien. Erst ab den<br />

1630er Jahren kam es mit der Etablierung der neuen Hauptstadt<br />

Gondär nördlich des Tana-Sees wieder zu einer dauerhaften Neuordnung<br />

der Verhältnisse.<br />

Das Forschungsvorhaben basiert in erster Linie auf der Auswertung<br />

von schriftlichen Quellen des 16. Jahrhunderts im Hinblick auf die gesuchten<br />

Informationen prosopographischer, ethnographischer und<br />

geographischer Art. Das zu bearbeitende Quellenkorpus besteht aus<br />

einer Vielzahl unterschiedlicher Gattungen. Die indigene äthiopische<br />

Historiographie nimmt im 16. Jahrhundert einen steilen Aufschwung:<br />

Wo vorher nur, intermittierend, knappe Berichte vorliegen, entstehen<br />

nun regelmäßig ausführliche Chroniken. Dazu kommen erstmals verlässliche<br />

europäische Quellen. Diese europäischen Zeugnisse stammen<br />

so gut wie ausnahmslos aus der Feder von Portugiesen, von denen<br />

sich etliche über längere Zeit in Äthiopien aufhielten; andere<br />

Autoren schrieben aus zweiter Hand, gründeten ihre Mitteilungen<br />

jedoch auf Augenzeugenberichte. Schließlich liegt aus dem 16. Jahrhundert<br />

ein einzigartiges arabisches Dokument aus Äthiopien vor, die<br />

so genannte „Eroberung Äthiopiens“ (Futuh al-habasa). Diese Quelle<br />

berichtet, aus islamischer Perspektive, mit einer Fülle an Details<br />

vom „Grossen Krieg“.<br />

Die im Zuge der Arbeit erhobenen personenbezogenen Daten sollen<br />

ermöglichen, transpersonale Muster und Strukturen zu erkennen.<br />

Regelmäßig wiederkehrende biographische Elemente etwa dürften<br />

typische Sozialprofile und Karriereverläufe sichtbar werden lassen,<br />

Herkunft und Handeln der Akteure könnten Auskunft über regionale<br />

Besonderheiten und Spannungen innerhalb des Äthiopischen Kaiserreichs<br />

geben.<br />

„Fürstliche Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich.<br />

Bilder und Begriffe“ ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />

Projekts von Prof. W. Paravicini (Deutsches Historisches<br />

Institut, Paris) und Prof. G. Fouquet (Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,<br />

Universität Kiel).<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mit Hilfe eines Handbuchs das<br />

Phänomen des fürstlichen Hofes im spätmittelalterlichen Deutschen<br />

Reich in seiner Funktion als Herrschaftsmittelpunkt und Herrschaftsmittel<br />

sowie die Darstellung von Macht in Architektur und städtebaulicher<br />

Gestaltung der fürstlichen Residenzen zu dokumentieren.<br />

Diese Handbuch ist auf drei, einander ergänzende Teile angelegt,<br />

dessen erster Teil im Oktober 2003 im Thorbecke Verlag im Druck<br />

erschienen ist.<br />

Im Berichtszeitraum waren noch Arbeiten am dynastisch-topographischen<br />

Teil des Handbuchs abzuschließen. Der nunmehr in der

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