Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Jüdische
Frage
Polen
1930-1939
Seite 60
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR
das 1893 geschaffene und erst 1945 aufgelöste Rheinisch-Westfälische
Kohlensyndikat (RWKS). Neben der Kartellbildung ist als zweites
institutionelles Merkmal die vertikale und horizontale Unternehmenskonzentration
herauszustellen.
Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen die Interaktion von Kartellierung
und Konzentration im Bergbau, sowie die Auswirkung
beider Prozesse auf die Entwicklung des Sektors untersucht werden.
Konkret soll geklärt werden, ob die Kartellbildung außergewöhnlich
hohe Renditen für die Kartellunternehmen nach sich zog, ob die Mitglieder
von gesamtwirtschaftlichen Schwankungen abgeschottet
worden sind und ob die vertikale und horizontale Unternehmenskonzentration
durch die Kartellierung gefördert worden ist. Verschiedene
volks- und betriebswirtschaftliche Untersuchungsmethoden,
u.a. Bilanzanalysen und Ereignisstudien, werden dazu verwendet.
Dazu werden zurzeit Bilanzdaten und Aktienkurse von
Kartellunternehmen in einer Datenbank erfasst. Erste Auswertungen
ergaben, dass sich durch die Gründung des Kartells keine statistisch
haltbaren Einflüsse auf die wirtschaftliche Bewertung von sechs untersuchten
und am Kartell beteiligten Unternehmen belegen lassen.
Durch eine weitere Pilotstudie konnte dieses vorläufige Ergebnis dahingehend
differenziert werden, dass sich zumindest für Großunternehmen
leicht überdurchschnittliche Renditen statistisch nachweisen
lassen, was mit der Reduzierung des für größere Unternehmen
relativ bedeutsamen gesamtwirtschaftlichen Risikos erklärt werden
kann.
Im Berichtszeitraum erschienen folgende Veröffentlichungen:
Bittner, Thomas: An event-study of the Rhenish-Westphalian Coal
Syndicate. Hrsg.: Universität Münster, Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie.
– Münster, 2003. 34 Bl. (Volkswirtschaftliche Diskussionsbeiträge;
Nr. 352)
Bittner, Thomas: Kartelle und Wachstum im deutschen Kaiserreich.
Wirtschaftshistorische Erkenntnisse und industrieökonomische
Forschungsperspektiven. – In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte.
2002. S. 137-157.
Prof. D. Dahlmann (Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität
Bonn) erhält von der Stiftung Fördermittel für das Projekt „Die
Judenheit und die ‚jüdische Frage’ im polnischen innenpolitischen
Diskurs, 1930 bis 1939“.
In dem Forschungsvorhaben soll untersucht werden, welchen Stellenwert
die „jüdische Frage“ im polnischen innenpolitischen Diskurs
hatte und welche Rolle der Antisemitismus im öffentlichen Leben in
Polen spielte. Chronologisch umfasst das Projekt die dreißiger Jahre,
die Zeit des anwachsenden Antisemitismus, des Judenboykotts und
der Judenpogrome.