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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

schlossen gegenüberstand, eine direkte Konfrontation mit Karl V.<br />

jedoch zu meiden suchte und Mühlberg als Ort der kriegerischen<br />

Niederlage des Schmalkaldischen Bundes und letztlich dennoch<br />

des politischen Triumphs des protestantischen Fürstenbundes über<br />

Karl V.<br />

Formal präsentieren sich die Retabel zunächst eng der spätmittelalterlichen<br />

Tradition der Flügelretabel verbunden. Doch über den<br />

Weg des Bekannten vermitteln sie die neue Lehre, die Ausübung der<br />

gottesdienstlichen Handlungen nach der protestantischen Ordnung,<br />

zurückgeführt auf Christus selbst in der Ausführung des Abendmahls<br />

und fortgeführt durch die Wittenberger Reformatoren, Luther,<br />

Melanchthon und Bugenhagen, durch Regensburger und Mühlberger<br />

Prediger, bzw. durch die jeweiligen Gemeinden. Michael Ostendorfer<br />

betont dabei deutlicher die Traditionslinie, nach der sich die<br />

lutherische Kirche nicht als neue Kirche verstand, sondern als diejenige,<br />

welche in Wahrheit die Tradition fortsetzte. So leitet das<br />

Retabel über Szenen des alten und neuen Testaments das eigene<br />

Handeln her und betont im Zentrum den Lehrauftrag, den Christus<br />

den Aposteln und in deren Nachfolge den Lutheranern erteilt. Heinrich<br />

Göding bedient sich für den bildlichen Traditionsbeweis eines<br />

künstlerischen Bravourstücks: Auf der Predella wird das Altarretabel<br />

selbst dargestellt, während die Gemeinde das Abendmahl empfängt,<br />

diese Szene setzt sich in einer unendlichen Folge auf dem wiederum<br />

innerhalb der Szene gezeigten Retabel fort. So offenbart sich im<br />

scheinbar endlosen Raumkontinuum eine Traditionslinie, die am<br />

Handeln Christi angebunden wird.<br />

Den aufgezeigten Fragestellungen wird anhand der Retabel unter<br />

Einbeziehung des historischen Umfeldes, im Vergleich mit anderen<br />

Bildmedien und im Hinblick auf die Entwicklung und Funktion der<br />

protestantischen Kirchenausstattung, auf den Umgang mit altgläubigen<br />

Ikonographien, auf die Funktion des Porträts und auf die Stellung<br />

des Künstlers und Auftraggebers nachgegangen.<br />

Folgende Publikation ist im Berichtszeitraum erschienen:<br />

Wegmann, Susanne: Luthers Bildkritik. Theorie und Realität der<br />

Umsetzung am Beispiel der Weltgerichtsikonographie. – In: Forschung;<br />

107 – Kunstwissenschaftliche Studien; Bd. 1. 2004. S. 35-<br />

56.<br />

Dr. J. Trempler (Institut für Kunstgeschichte, Humboldt-Universität,<br />

Berlin) untersucht mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Die Katastrophe als<br />

ikonisches Erkenntnismodell.<br />

Das Projekt soll den Wandel von Katastrophendarstellungen seit dem<br />

18. Jahrhundert untersuchen und herausarbeiten, wodurch verschiedene<br />

Bildthemen überhaupt erst als Katastrophe wahrgenommen<br />

wurden und wie die jeweilige bildnerische Interpretation den Charakter<br />

des tatsächlichen Ereignisses veränderte und funktionalisier-<br />

Katastrophendarstellungen<br />

Seite 151

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