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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Metatextualität<br />

Seite 142<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

intermedialen Konstellationen von Bild, Text und Szene sich dieses<br />

Potential entfaltet. Dabei geht die Projektleiterin von der Hypothese<br />

aus, dass dieses Potential gerade in der Zwischenstellung<br />

der Figur zwischen Schrift und Bild, Text und Image, schriftlicher<br />

Repräsentation und Performance liegt. Ein Schwerpunkt der<br />

Untersuchung liegt derzeit auf der Figuration von Evidenz im<br />

Szenario des Vortrags. Von Interesse sind dabei insbesondere<br />

Vortragsformen, die eine Vielzahl von medialen Übergängen zwischen<br />

Rede, Bild und Performance umgreifen.<br />

Prof. R. Zaiser (Romanisches Seminar, Universität zu Köln) widmet<br />

sich mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Inszenierte Poetik:<br />

Metatextualität in der italienischen Literatur der frühen Neuzeit“.<br />

„Metatextualität“ wird dem Projekt als Oberbegriff für alle Erscheinungsformen<br />

der literarischen Fiktion gelten, die den jeweiligen Text<br />

selbst in einem oder in mehreren seiner Aspekte zum Gegenstand<br />

der Reflexion machen. Die Forschung hat dieses Phänomen am<br />

Beispiel des narrativen Diskurses der Moderne entdeckt und infolge<br />

eines begriffsbildenden Artikels von Roland Barthes „Littérature et<br />

méta-langage“ (1959) und dann vor allem in der Intertextualitätsdiskussion<br />

der 60er und 70er Jahre (maßgeblich war hier Julia<br />

Kristeva und die sog. Tel-Quel-Gruppe) als Charakteristiken der<br />

Postmoderne gesehen. Dass sich auch in früheren Epochen metatextuelle<br />

Strukturen aufzeigen lassen, führte dazu, dass solche Texte<br />

als „Vorläufer“ eines postmodernen Textverständnisses gesehen<br />

wurden. In Absetzung hiervon wird das Projekt vertreten, dass metatextuelle<br />

Strukturen zwar transhistorisch vorfindlich, aber jeweils<br />

historisch funktionalisiert sind und nur im Kontext jeder einzelnen<br />

Epoche adäquat und ertragreich analysiert werden können.<br />

Im ersten Teil der Untersuchung soll eine Typologie der Formen von<br />

„Metatextualität“ entwickelt werden, die auf Narrativik, Dramatik<br />

und Lyrik gleichermaßen anwendbar ist. Strukturell gesehen, kann<br />

Metatextualität in jeder der Gattungen auf drei Ebenen lokalisiert<br />

sein:<br />

– auf der Ebene der Vermittlungsinstanz (Erzähler im narrativen<br />

Text, lyrisches Ich im Gedicht, epische Vermittlerfigur im Drama);<br />

– auf der Ebene der Figurenrede (Erzählfiguren, dramatis personae,<br />

Sprecher im Gedicht und<br />

– auf der Ebene der Textstruktur (Erzählung in der Erzählung,<br />

Theater im Theater, Gedicht im Gedicht).<br />

Elemente auf jeder dieser drei Ebenen können „metatextuell“ dazu<br />

eingesetzt werden, den fiktionalen Status eines Textes, seine Entstehungsbedingungen<br />

oder Wirk-Strategien bloßzulegen. Dies löst eine<br />

Signalwirkung aus, welche die erhöhte Aufmerksamkeit des Lesers<br />

auf diese Strukturen lenkt. Anders als in eigenständigen Poetiken<br />

oder dichtungstheoretischen Abhandlungen, erreicht eine solcherart<br />

textintern „inszenierte Poetik“ (worunter alle Formen der Metatex-

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